Marion Kracht: Allzeit blond will sie nicht sein

Die Schauspielerin Marion Kracht will sich nicht als Mutter der Nation sehen. Am Montag beginnt ihre ARD-Serie "Ein Fall für Nadja".

Berlin. Schauspieler sind auch Detektive. Sie sind ihren Rollen auf der Spur, deren Geheimnissen hinterher. Das meint jedenfalls Marion Kracht. Seit bald 40 Jahren ist die Tochter eines Dramaturgen im TV-Geschäft. Sie stand schon mit fünf vor der Kamera, hat praktisch alles gespielt, auch eine Mörderin, "obwohl blonde Frauen im deutschen Fernsehen eigentlich nicht morden dürfen”.
Eine Detektivin gab sie noch nie. Das ändert sich am Montag mit der ARD-Reihe "Ein Fall für Nadja”. Die sechs Folgen versuchen ein wenig tollkühn, einen Familienstoff ­ eine geschiedene Frau kämpft nach schwerem Verkehrsunfall ums Sorgerecht für ihr Sohn ­ mit einem Krimi zu koppeln. Einem der feineren Art, in dem es nicht um Mord und Totschlag, sondern mehr um seelische Hintergründe geht.
Genau das mag Nadja-Darstellerin Kracht an dieser Rolle. Dass sie dort ein bisschen vom Leben angeschrammt sein darf und nicht allzeit blond und strahlend. Das ist sie schließlich oft genug gewesen, die "Tochter vom Dienst” in der Tierarztserie "Ein Heim für Tiere” wie im TV-Klassiker "Diese Drombuschs”. Dagegen hatte die 44-Jährige im Prinzip nichts: "Das liegt nun mal an meiner mehr warmen Ausstrahlungen. Die eiskalte Geschäftsfrau kann ich spielen, aber nicht wirklich sein. Und wer eine kaputte 20-Jährige besetzen wollte, dachte früher nicht an Marion Kracht.”
Aber irgendwann durfte mit den Familienserien Schluss sein. Bis 2005 die "Familie Sonnenfeld” kam, mittlerweile war sie von der Tochter- in die Mutterrolle gewachsen. Der Erfolg mit sieben Millionen Zuschauern war riesig. Die Sonnenfelds durften in Serie gehen, gerade werden die Folgen sechs und sieben gedreht.
Eine Art Inge Meysel, eine neue "Mutter der Nation” will Marion Kracht dennoch nicht sein, hebt in lachender Abwehr beide Hände: "Solche Zeiten sind vorbei.” Abstempelungen sind ihr zuwider. Dann fühlt sie sich "wie ein Wildpferd, das man in eine zu enge Koppel zwängt”. Vielfalt soll es sein. Deshalb spielt sie auch immer wieder Theater, zuletzt das blonde Dummchen im Boulevard-Dauerbrenner "Die ist nicht von gestern”. Dort durfte sie auch kräftig komisch sein, was sie im übrigen auch an ihrer Detektivin Nadja mag.
Regie geführt hat sie auch schon, bei einer Acht-Minuten-Episode des im Juni angelaufenen Kinofilms "GG 19” zu den neunzehn Artikeln des Grundgesetzes. Eine erste Fingerübung, der größere Regie-Taten folgen könnten? Sie nickt. Und denkt jetzt nicht unbedingt milder über andere Regisseure: "Es ist ziemlich erschreckend, wie unvorbereitet manche zu den Aufnahmen kommen und gar nicht so genau wissen, was und wohin sie wollen.”
Ihr selbst passiert das nie. Sie ist eine "Kämpferin”, sagt sie. Und sie ist eine Frau, die weiß, was sie will ­ - das merkt man bald. Eine Perfektionistin ist sie wohl auch, denn anders hält man sich nicht 40 Jahre in der Branche. Als Tochter, als Mutter und jetzt als Detektivin.
BIOGRAFISCHES Marion Kracht: Sie wurde am 5. Dezember 1962 in München geboren und stand schon mit fünf Jahren vor der Kamera. Mit 14 Jahren spielte sie in der TV-Verfilmung "Die Buddenbrooks". Von 1985 - 1994 spielte sie die Tina in der ZDF-Serie "Diese Drombuschs". Von 1985 - 1989 war sie zudem in "Ein Heim für Tiere" (ZDF) zu sehen. Eine weitere Serien-Hauptrolle spielte sie von 2001 - 2005 in "Hallo Robbie" (ZDF). Marion Kracht lebt mit ihrem Mann und den Söhnen Darius und Tizian in Berlin.

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