Mario Lohninger: Starkoch aus dem Techno-Club

Mario Lohninger liebt Tradition und Avantgarde: In seinen Restaurants verbindet er beides – höchst erfolgreich.

Frankfurt. Jedes Jahr im November wächst die Nervosität unter den besten Köchen im Land. Wer bekommt einen Stern vom Michelin und wer wie viele Punkte im Konkurrenz-Büchlein vom Gault Millau? Die Sache mit den Sternen ist seit der vorigen Woche entschieden, die Punkte wurden gestern verteilt. Viel wichtiger: Der Gault kürte wie seit 22 Jahren den Koch des Jahres.

Diesmal ist die Wahl auf Mario Lohninger gefallen. Der 37-jährige Österreicher kocht in Frankfurt - in gleich drei Restaurants, die unterschiedlicher und spektakulärer nicht sein können. Zwei von ihnen sind in einem unscheinbaren Gewerbegebiet untergebracht. Wer sich dort nicht auskennt oder per Zufall hingerät, würde dort eher Pommesbuden statt Gourmet-Restaurants erwarten.

Allerdings liegen das "Silk" und das "Micro" im legendären Techno-Club "Cocoon" von Musik-Legende Sven Väth. Lohninger und der "Vadder" wie der DJ von seinen Fans genannt wird, lernten sich in den USA kennen.

Beide mögen das Ungewöhnliche. Im hypermodern eingerichteten "Silk" lassen sich Feinschmecker ein Zehn-Gang-Menü auf Liegen, begleitet von sphärischen DJ-Klängen, schmecken. Das mag den ein oder anderen an spätrömische Dekadenz erinnern, wurde aber dennoch oder gerade deswegen vom Gault Millau mit 18 von 20 möglichen (aber nie vergebenen) Punkten bewertet.

Selbst die konservativen Tester des Michelin verleihen Lohninger für dieses Konzept einen Stern, wenngleich sie in der Regel für solche Sperenzchen wenig übrig haben.

Wobei er nicht nur Avantgarde im Sinn hat. In seinem dritten, kürzlich eröffneten Restaurant "Lohninger" (16Punkte) in Frankfurt-Sachsenhausen geht es mit Silberbesteck und gemütlichen Tischdecken vergleichsweise konservativ zu. "Ich wollte meine Mitte finden", sagt Lohninger zum Sinneswandel. "Und das Lohninger drückt mein Heimweh nach Österreich aus."

In der Alpenrepublik, in einem Dorf bei Salzburg, entdeckte er als Vierjähriger auch seine Liebe zum Kochen. Der Großvater Bäcker, der Vater Koch. "Da war ich schon sehr bedacht darauf, das Handwerk zu lernen", erzählt er in der Rückschau.

Es folgten Stationen in New York, Asien, Frankreich und Japan. Weltenbummelei in Restaurant-Küchen. Der Lifestyle in New York habe ihn besonders fasziniert. Umgekehrt hat er die New Yorker für die Küche seiner Heimat begeisterte. In der leichten Vari-ante.

Für den thailändischen König hat er gekocht und für Hollywood-Größen wie Brad Pitt und Michael Douglas. Sein breites Salzburgerisch hat er sich in dieser Zeit erhalten.

Jetzt ist er also Koch des Jahres. Eine "super Sache und ein schöner Punkt in der Karriere" sei diese Auszeichnung. Echte Freude klingt anders. "Es geht mir nicht ums Auffallen", sagt Lohninger. Wichtig sei anderes: "Wie fühle ich mich, was rieche ich, was schmecke ich, was höre ich? Das soll in meinen Restaurants zu einem einzigartigen Erlebnis werden."

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