Mario Adorf: „Die Show muss nicht weitergehen“

Porträt: Mario Adorf ist einer der ganz Großen der deutschen Filmbranche. Am Mittwoch wird er 80 Jahre alt.

München. Wenn die großen Stars in die Jahre kommen, dann betonen sie oft, sie dächten gar nicht ans Aufhören und könnten nicht leben ohne das Scheinwerferlicht. Der große Mario Adorf sagt das nicht. Übermorgen feiert er seinen 80. Geburtstag.

Kurz vorher erklärt er: "Die Show muss nicht immer weitergehen". Man müsse sich auch einmal eine Pause gönnen. Und im Interview mit "TV Spielfilm" fügte er hinzu: "Ich habe keinen Ehrgeiz, 100 zu werden und als Greis über die Bühne oder vor die Kamera zu tappen."

So weit ist es freilich noch nicht. Sein nächstes Projekt hat er schon in Angriff genommen: Er plant eine Komödie zur Wende. Und will sich einen langgehegten Traum erfüllen: In einem Film Karl Marx zu spielen.

Adorf begann seine Schauspielkarriere schon während seines Studiums der Philosophie und Theaterwissenschaften in Mainz und Zürich - obwohl er eigentlich lange mit der bildenden Kunst geliebäugelt hatte und gerne Bildhauer geworden wäre. Doch er entschied sich anders und ergatterte einen begehrten Platz an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Dann bekam er ein festes Engagement bei den Münchner Kammerspielen.

Heute blickt er auf mehr als 120 Film- und Fernsehrollen zurück. Der große Durchbruch als Film-Schauspieler gelang ihm 1957 als Massenmörder in dem Film "Nachts, wenn der Teufel kam".

Diese Rolle bescherte Adorf neben dem Bundesfilmpreis auch ein Image: Jahrelang war er auf die Darstellung von Schurken und Ganoven festgelegt. In "Winnetou I" ermordete er in der Rolle des bösen Widersachers Winnetous Schwester Ntscho-Tschi.

Im Fernsehen begeisterte er in Produktionen wie "Der große Bellheim" von Regisseur Dieter Wedel. Die meisten seiner Filme seien aber schon in Vergessenheit geraten, sagte Adorf einmal in einem Interview.

Für viele dieser Filme ist Adorf, der sich auf seiner Homepage als "Schauspieler, Autor, Kosmopolit" beschreibt, mit Ehrungen überhäuft worden. Bescheiden gibt er sich dennoch. Als er 2009 bei der Verleihung des Entertainment-Preises "Diva" für sein Lebenswerk geehrt wurde und in die "Hall of Fame" einzog, scherzte er: "Das klingt für mich ein bisschen wie Wachsfigurenkabinett."

Im Jahr 2001 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Außerdem wurde er in diesem Jahr zum Bartträger des Jahres ernannt. Die Jury urteilte: "Er ist ein Vorzeige-Bartträger par excellence, national und international." Vor wenigen Wochen verlieh ihm seine ehemalige Universität Mainz die Ehrendoktorwürde "für sein beeindruckendes Lebenswerk".

Adorf ist sein Alter nicht anzumerken. Kraftvoll schreitet er auch heute noch über die roten Teppiche, mit Sport hat er sich stets fit gehalten. Jetzt, mit 80 Jahren, macht er sich aber doch Gedanken über das Altwerden. In einem Interview sagte er: "Wenn es auf ein immer absehbareres Ende zugeht, ist das nicht berauschend."

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