Mariele Millowitsch: „Ich bin wirklich süchtig“

Die Schauspielerin Mariele Millowitsch spricht über ihre Rolle als TV-Kommissarin und gesteht ihre Leidenschaft für US-Fernsehserien.

Berlin. Hochbegabt, zahlenverliebt und detailversessen: Die von Mariele Millowitsch gespielte Marie Brand ist eine TV-Kommissarin der etwas anderen Art. Jetzt löst sie einen neuen Fall: Im Krimi „Marie Brand und die offene Rechnung“ (Mittwoch, 20.15 Uhr, ZDF).Die 57 Jahre alte Mariele Millowitsch ist das jüngste Kind des Kölner Volksschauspielers Willy Millowitsch (1909-1999). Sie ist promovierte Tierärztin, entschied sich dann aber doch für die Schauspielerei.

Frau Millowitsch, in der neuen Folge der Krimireihe „Marie Brand“ spielen Sie eine hochbegabte Ermittlerin. Was mögen Sie an ihr am liebsten?

Mariele Millowitsch: Dass sie so analytisch ist und sich festbeißt, wenn sie etwas herausfinden will. Sie weiß genau, was sie im Leben will, geht mit einer festen Strategie vor, und alles andere wird ausgesiebt. Davon habe ich rein gar nichts.

Hätten Sie denn gerne etwas von Maries Eigenschaften?

Millowitsch: Ihr Zahlengedächtnis fände ich schon praktisch. Marie braucht eine Telefonnummer nur einmal zu sehen, dann hat sie die abgespeichert. Ich dagegen merke mir eher allen möglichen Unsinn, bloß nicht das Wesentliche, und hinterher schimpfe ich dann mit mir: „Wie konntest Du das nur vergessen?“ (lacht)

Sie sollen ja ein ausgemachter Fan von US-Serien sein. Was schauen Sie denn so?

Millowitsch: Das stimmt, ich bin wirklich süchtig. Ich liebe „Breaking Bad“ über einen krebskranken Chemielehrer, der anfängt, Drogen herzustellen. Im Moment ist aber „Boardwalk Empire“ bei mir ganz weit vorne — es geht um New York und Atlantic City in den 1920er Jahren, die Zeit des Alkoholverbots und wie sich da die Bandenkriege entwickelten. Das ist großartig und unglaublich aufwendig gemacht, da sehe ich mit großen Augen zu. Das würde bei uns finanziell überhaupt nicht gehen.

Der Star aus „Nikola“ und „Girlfriends“ steht also auf derart harte Serienstoffe?

Millowitsch: Ich mag es einfach, wenn es schräg und böse wird. Ich mag „Dexter“ gerne und finde es irrsinnig toll, wie es die Amerikaner schaffen, dass man einen Serienmörder sympathisch findet. Das ist ja auch bei den „Sopranos“ gelungen. Tony Soprano war als Mafiaboss ein Schwerverbrecher vor dem Herrn, aber irgendwie mochte man den und hatte sogar dann noch Verständnis für ihn, wenn mal wieder ein Mitglied einer anderen Mafiafamilie dran glauben musste.

Dann sind Seifenopern wohl nicht so Ihr Ding. Ihre Freundin Elke Heidenreich verpasst ja keine Folge von „Verbotene Liebe“.

Millowitsch: Ich kenne keine einzige Seifenoper und kann deshalb überhaupt nicht mitreden. Das ist nicht die Uhrzeit, zu der ich Fernsehen schaue. Aber wenn die Figuren gut gezeichnet sind und die Handlung den Zuschauer emotional mitnimmt — wieso nicht? Dann ist es doch egal, ob es eine Seifenoper oder eine amerikanische Hochglanzserie ist. Ich ziehe meinen Hut vor den Schauspielern, die zum Teil eine Folge pro Tag abliefern müssen. Ich weiß nicht, ob ich das könnte und schön fände, das ist schon ein Marathon. Allein vom Text her ist das eine Leistung — wobei ich gut Text lernen kann.

Arbeiten Sie da mit einem bestimmten Kniff?

Millowitsch: Ich lerne meinen Text fotografisch. Ich weiß, wo was im Drehbuch steht und sehe im Kopf die Anmerkungen, die ich daneben gemalt habe. Ich habe mitunter auch beim Drehen noch die Seite vor meinem geistigen Auge. Bei Sachen, die man nur kurzfristig abspeichern muss und dann wieder vergessen darf, ist das ein probates Mittel. Für das Theater würde es nicht reichen, da müssen Sie den Text im Rückenmark haben, sonst ist er weg, wenn Sie auf der Bühne stehen und aufgeregt sind.

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