Marianne Sägebrecht: „Ungerechtigkeit regt mich auf“

In ihrem neuen Film schmeißt Marianne Sägebrecht als Oma Marguerita auch schon mal mit Tellern um sich.

Düsseldorf. Sie ist 67, aber ans Aufhören denkt Marianne Sägebrecht noch lange nicht. Voller Tatendrang geht die bayerische Schauspielerin ein Projekt nach dem anderen an. Zwei Bücher — „Meine „Überlebenssuppen“ und „Auf ein prima Klimaterium“ hat sie in diesem Jahr veröffentlicht. Im nächsten Jahr will sie einen Dokumentarfilm in Surinam drehen. Und im Kino ist sie mit der „Dramödie“ (O-Ton Sägebrecht) „Omamamia“ an der Seite von Annette Frier und u.a. Giancarlo Giannini im Kino zu sehen.

Frau Sägebrecht, „Omamamia“ wird als Ihr Comeback gefeiert …

Marianne Sägebrecht: Ja, das fühlt sich auch für mich so an. Ich hatte mich bewusst ein wenig zurückgezogen. Ich wollte frei atmen können. Und Zeit fürs Schreiben und Vorlesungen haben. Ich habe zwar eine Menge Serien-Angebote bekommen. Aber denen konnte ich widerstehen.

Sie haben mit Michael Douglas und Danny de Vito gedreht, haben Sie zu ihnen Kontakt?

Sägebrecht: Mich verbindet mit ihnen eine wunderbare Freundschaft. Wenn ich an Danny denke, dann gehen die Arme weit auf, und mein Herz auch. Und mit Michael war ich auch während seiner Krankheit oft in Kontakt, das hat mich natürlich sehr betroffen gemacht. Es war eine tolle Zusammenarbeit damals. Die zwei sind unglaublich professionell, freundlich mit mir, aber auch mit dem Team. Die haben mal für alle gekocht, nicht wie manche jungen Schauspieler, die sich als was Besseres fühlen. Die immer nur ihre Rechte kennen, aber zwischenmenschlich wenig drauf haben.

In „Out of Rosenheim“ waren Sie fern der Heimat in der Wüste — nun spielen Sie Oma Marguerita allein unter Römern, wieder sind Barrieren zu überwinden …

Sägebrecht: Ja, der Film war damals ein Geschenk des Himmels, weil er den Menschen ans Herz ging. Ich habe mich so gefreut, dass ich darin eine Botschaft übermitteln konnte. „Omamamia“ steht dem in nichts nach. Die Geschichte hat Claudia Casagrande für ihre Oma geschrieben und wollte mich unbedingt für diese Rolle haben. Sie beruht auf Erinnerungen. Ich spiele die katholisch erzogene, gläubige Oma von Claudia, die im wahren Leben Marianne hieß und in den 1960er Jahren nach Kanada ausgewandert war. Dann verkaufte ihre Tochter irgendwann das Haus, sie solle ins Heim, und da ist sie ausgebüxt zu ihrer Enkelin nach Rom.

Ein Film für alle Generationen?

Sägebrecht: Ja, unbedingt. Ich habe kleine Jungs im Kino erlebt, die haben richtig mitgefiebert, ob auch alles gut geht. Und die 19-jährigen Mädchen so im Alter meiner Enkelin Alina identifizieren sich ganz und gar mit der Rolle von Miriam Stein, der Martina, die sich unsterblich in diesen Italiener verliebt. Alina konnte gar nicht genug bekommen von dem Film, hat ihn schon dreimal gesehen. Viele in ihrem Alter haben mir gesagt, dass sie diese Oma prima finden, weil die so authentisch und direkt ist. Wenn Oma Marguerita da zum Beispiel einmal das Essen gegen die Wand schmeißt, da kommt der Zorn in ihr auf.

Können Sie auch richtig wütend werden?

Sägebrecht. Ja, das kann ich, aber es passiert mir nicht oft. Aber, zum Beispiel, wenn etwas Ungerechtes geschieht, zum Beispiel ein türkischer Mann mit Kindern in der U-Bahn attackiert wird und keiner etwas sagt. Dann kann ich nicht mehr an mich halten, stehe auf und rege mich furchtbar auf. Ich finde das grauenhaft, vor allem, wenn die Menge, die Köpfe einzieht. Wo seid ihr, frage ich dann laut. Wenn Menschen öfter Stellung beziehen würden, könnte das nicht passieren.

Oma soll im Film ja ins Heim, was halten Sie davon?

Sägebrecht: Meine Meinung ist, dass man, solange man gesund und glücklich in den eigenen vier Wänden ist, dort bleiben soll. Wenn es nicht mehr geht, dann muss man sich was überlegen. Ich selbst möchte solange wie möglich selbstständig sein und in meinem Haus am Starnberger See wohnen bleiben.

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