Manni Breuckmann: Der Fußball-Westen verliert seine markanteste Stimme

Manfred „Manni“ Breuckmann kommentiert am Samstag sein letztes Spiel. Der 57-Jährige geht in die Altersteilzeit.

Düsseldorf. Es endet am Samstag beim VfL Bochum. Gegen den 1. FC Köln. Zurück ins Funkhaus. Die "Fußballstimme des Reviers" legt das Mikrophon aus der Hand. 57 Jahre jung ist Manni Breuckmann, er geht trotzdem und mit ihm ein Stück Hörfunkgeschichte. Der Wahl-Düsseldorfer mag es nicht so dramatisch, zumindest will er es sich nicht anmerken lassen. Ratschläge für die nachfolgende Journalisten-Generationen lehnt er ab, weil ihm diese sogenannte Altersweisheit gegen den Strich geht.

Nach dem letzten Auftritt geht es erst einmal mit Susanne auf die Insel. Obwohl die Grünen im Landtag forderten, er möge das Mikro weiter in Händen halten. "Manni, machen Sie uns den George Foreman der Fußball-Kommentatoren, den Meister des ewigen Comebacks", schrieben sie in einem Offenen Brief. Breuckmann selbst ist Profiboxen zuwider. "Wir haben im Westen so viel Fußball, das ernährt einen Mann", pflegt Breuckmann zu sagen, der am 11. Juni 1951 im schönen Datteln auf die Welt kam, "dem Venedig des Ruhrgebiets", wie er selbst sagt.

Da hört nicht irgendeiner auf. Seine Radio-Höhepunkte: Welt- und Europameisterschaften, die Europapokalsiege von Schalke 04 und Borussia Dortmund sowie der Pfostenbruch am 1. April 1998 in Madrid: "Da war ich mindestens so witzig wie Reif und Jauch, nur hat es keine Sau gehört."

Aber Breuckmann, das ist nicht nur der Sportreporter, das ist auch der politische Redakteur, der mit Johannes Rau in Israel unterwegs war, der vom Prozess gegen den ehemaligen DDR-Geheimdienstchef Mischa Wolf berichtete, der Erich Honeckers Besuch in Düsseldorf und das Geiseldrama von Gladbeck hautnah schilderte.

Für die SPD, in die er eintrat, "als sie noch die Partei Willy Brandts war", sollte er in Düsseldorf gegen Joachim Erwin kandidieren, aber "dann habe ich mir überlegt, was da alles dran hängt". Er liebt die Stones, singt selbst, der "Mick Jagger der Bahnhofsmission". Den Titel gab sich Breuckmann selbst, "weil er meine gesanglichen Qualitäten am besten beschreibt".

Richtig glücklich war Breuckmann, als "ich beim zweiten juristischen Staatsexamen nicht mehr durchfallen konnte". Richter oder Staatsanwalt könnte er sein, aber nach dem Regionalliga-Spiel zwischen Wattenscheid 09 (Samstag, NRW-Liga) und dem VfR Neuss (inzwischen Bezirksliga), Friedhelm Funkels Heimatclub, am 7. Mai 1972 war klar, dass es der Journalismus sein musste: "Nichts hat mich so fasziniert wie das."

An der 2001 hauchdünn verpassten Meisterschaft von Schalke 04 hatte er lange zu knabbern: "Vier Minuten Meister beim letzten Spiel im Parkstadion, und dann war alles nix. Ich bin um Jahre gealtert, aber es ist nicht nur Schalke, der Fußball im Ruhrgebiet ist meine Welt." Wenn Samstagnachmittag um Viertel nach Fünf im Ruhrstadion Schluss ist, "will ich den Ball flach halten, aber es ist eben das Ende nach vielen Jahren, ganz einfach wird das nicht".

Er hat mit seiner Stimme Dampf gemacht, seine Ironie am Mikrophon ist unnachahmlich, Breuckmann war immer ganz nah dabei, und trotzdem merkte man ihm an, dass es "für mich letztlich nicht so wichtig ist, was da unten auf dem Platz passiert".

Was er am Samstag am Mikro leistet, nennt er "robotermäßige Fließbandarbeit, 24 Einblendungen zu jeweils 45 Sekunden, diese Ideologie der Kürze stört mich, mit der ursprünglichen Fußballreportage hat das nichts mehr zu tun." Und Manni weigert sich standhaft, "den Namen von Bastian Schweinsteigers Freundin auswendig zu lernen, beim Trend zum Boulevard habe ich nie mitgespielt. Das Spiel und die Taktik erklären und ab und zu einen Spruch raushauen, das isses." Alles Gute, Manni.

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