Kati Witts erste Film-Hauptrolle: „Es war wie bei einem Wettkampf“

Die Eislauf-Olympiasiegerin Kati Witt spricht über ihre Hauptrolle in einem Stalking-Drama und verrät, was der Film mit ihrem Leben zu tun hat.

Berlin. Vor mehr als 20 Jahren wurde Eislauf-Olympiasiegerin Katarina Witt, heute 47 Jahre alt, gestalkt. Ein Amerikaner schrieb ihr obszöne Briefe und verfolgte sie bis zu ihrem Haus. Jetzt hat Sat.1 mit der Eislauf-Queen in der Hauptrolle ein Stalking-Drama gedreht. Mit ihrer Vergangenheit habe dies aber wenig gemein, betont Witt. Die Story sei rein fiktiv.

Frau Witt, der Sat.1-Film wird mit Ihnen in der Hauptrolle angekündigt: Die treibende Kraft als Stalker aber ist Matthias Koeberlin. Sie bleiben eher passiv — war das geplant?

Witt: Beim Thema Stalking geht es vor allem um seinen Charakter und die Veränderungen in seinem Leben. Für mich war es meine erste große Hauptrolle, und die habe ich eher ruhiger angelegt. Matthias spielt den Charakter des Stalkers so herausragend, dass natürlich auf ihm das Hauptaugenmerk liegt.

Schauspieler werden keine Eislauf-Olympiasieger, Profisportler auch nur selten Spitzenmimen. Was haben Sie getan für Ihre Leistung?

Witt: Wie zu allem, woran mein Herz hängt, habe ich mich auch hier hundertprozentig vorbereitet. Schauspielerin Teresa Harder war ein hervorragender Coach. Es war wie bei einem großen Wettkampf — jede Hilfe habe ich angenommen, auch bei der technischen Vorbereitung, weil es bei dem ständigen Hin- und Hergehüpfe nicht einfach zu wissen ist, wo Du mit deiner Rolle stehst: Denn nie wird chronologisch gedreht. Dem zu folgen, auch emotional, ist nicht einfach.

Der Film entstand zusammen mit Autor und Regisseur Bernd Böhlich. Von wem kam nun die Idee?

Witt: Wir kennen uns seit 1988/89 und haben uns nie aus den Augen verloren. Ich mag seine Filme, und wir hatten den Wunsch, endlich mal zusammenzuarbeiten. Meine eigene Geschichte sollte nicht umgesetzt werden, das wäre zu gewollt gewesen, deshalb sollte die Story fiktiv sein. So hat Bernd eine Geschichte geschrieben, die er selbst erfunden hat. Ich konnte ihm natürlich viel erzählen von dem, was damals passiert ist und wie es sich anfühlt, in die Enge getrieben zu werden.

Aber Sie spielen sich doch selbst . . .

Witt: Da es sich um eine Eisläuferin handelt, bot es sich natürlich an, mich selbst in einer fiktiven Handlung zu spielen.

Also kein Stück der Verarbeitung?

Witt: Ich habe nichts verarbeiten müssen. Aber in meinen Gesprächen mit Bernd konnte ich ihm meine Erfahrungen mitteilen, und er konnte sich besser in den Stalker hineinversetzen. Wir wissen ja nicht wirklich, was in ihren Köpfen vorgeht.

Ihre Karriere wirkt unstet. Mal TV-Eislaufexpertin, mal Moderatorin, mal Repräsentantin für die Olympischen Winterspiele 2018 in München.

Witt: Ich passe in keine Schublade. Ich kann keine Karriere planen. Ich kann keine Zeitpläne schmieden. Ich habe mich nie ausgeruht auf Erfolgen, sondern mir Gedanken gemacht, was als nächstes passiert. Meine Eislaufkarriere hat gedauert, bis ich 42 war. Viele Leute haben heute viele verschiedene Karrieren hintereinander. Die Olympia-Bewerbung München 2018 hätte ich nie anführen können ohne meine sportliche Vergangenheit und ohne Erfahrung im Umgang mit Medien. Ich finde es spannend, immer wieder neue Sachen zu tun, für die andere vielleicht zehn Leben bräuchten.

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