Kate Middleton rettet die Royals

Monarchie: Ausgerechnet eine Bürgerliche weckt bei den Briten wieder Begeisterung für ihr angestaubtes Königshaus.

London. Selten waren sich Krone und Volk auf der Insel so nah wie in diesen Tagen: Dass Prinz William mit Catherine "Kate" Middleton "eine von ihnen" heiratet, entzückt die Untertanen.

Jemand, der weiß, wie man U-Bahn fährt, selbst kocht und Parkknöllchen kassiert, der kann nach ihrer Ansicht nur frischen Wind in die Elfenbeinschlösser der Royals bringen.

Dass sich Zwei aus so unterschiedlichen Schichten überhaupt getroffen haben, zeigt aber auch, wie sehr Briten und Königshaus sich seit der letzten großen Adelshochzeit vor 30Jahren verändert haben.

Die Middletons kommen aus ganz und gar bescheidenen Verhältnissen; anders als die reichen Windsors waren Kates Vorfahren Bergarbeiter in Northumbrien, Tagelöhner in Kent, Dienstboten und Haushälterinnen.

Ihre Eltern Carole und Michael haben sich ohne großes Erbe oder goldene Kontakte mit ihrem Partyartikel-Versandhandel in die obere Mittelschicht empor gearbeitet.

Kate, ältestes von drei Kindern, haben die Middletons schon früh auf die Überholspur gestellt. Statt in die Dorfschule ging sie erst in eine Privateinrichtung, später auf ein College, das mit jährlich 40 000 Euro Studiengebühren vor allem Gutsituierte anlockt.

Nach der Schule engagierte sich Middleton ein Jahr lang für wohltätige Organisationen in Italien und Chile. Im Grundstudium an der Universität St.Andrews lernte sie schließlich den Thronfolger kennen.

Als WG-Mitbewohnerin überzeugte die Kunstgeschichtsstudentin den Prinzen, auf Geografie umzusteigen, statt die Uni zu schmeißen. Dass William heute den besten Abschluss der Familie besitzt, dürfte er auch Kate zu verdanken haben.

Anders als die bisweilen naive Diana hatte Kate acht Jahre lang Zeit, sich auf ihre Rolle als zukünftige "Königin Catherine" vorzubereiten. Sie fällt auch nicht betrunken aus Bars wie Harrys Langzeit-Freundin Chelsy Davy oder lässt sich von ihrem Finanzberater öffentlich die Füße küssen wie einst Fergie.

Nach zwei hässlichen Scheidungen von Prinz Charles und Prinz Andrew ist den Royals jetzt sehr wohl bewusst, dass es zu keiner weiteren Beziehungs-panne mehr kommen darf, wenn sie sich die Gunst der Steuerzahler erhalten wollen.

Die loyale, geduldig wartende Kate ist für William daher der perfekte Fang; bissige Kommentatoren unken gar, dass "Miss Durchschnitt unter ihrer Würde heiratet, denn die Windsors sind ganz klar der schrägste Clan neben der Addams Family."

Dass Kate als britische Stilikone an Dianas Erbe anknüpfen wird, steht außer Frage. Jenes saphirblaue 400-Euro-Kleid der Designerin Issa, das sie Dienstag zum offiziellen Verlobungsfoto trug, war gestern morgen bereits ausverkauft.

Nicht Thronfolger Charles, der verschrobene Seniorprinz, wird in den nächsten Jahren die Titelblätter zieren, sondern Kate und William. Fünf Jahre Armeedienst als Rettungspilot hat William noch vor sich. Wenn er im Anschluss voll in den Dienst des Familienunternehmens einsteigt, ist Charles bereits 67 Jahre alt.

Die heute 85-jährige Queen wird sich also genau überlegen, an wen sie das Zepter übergibt: an ihren schrulligen Sohn und dessen unbeliebte Gattin Camilla - oder an William und Kate, die schon jetzt versprechen, jene dynamisch-moderne Jungfamilie zu werden, mit der die Monarchie sich neu erfinden will.

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