Juristin fern aller Klischees

Andrea Titz ist Gerichtssprecherin am Münchner OLG. Mit ihrem auffälligen Kleidungsstil ist sie Liebling der Medien.

Andrea Titz ist Deutschlands bekannteste Gerichtssprecherin.

Andrea Titz ist Deutschlands bekannteste Gerichtssprecherin.

Foto: Andreas Gebert

München. Mal trägt sie ein enges rotes Kleid, mal ein schwarzes mit Spitze, mal Leoparden-Mini, mal Schlangenmuster — und dazu immer schwindelerregend hohe Absätze, die auch schon mal lila oder golden sein können. Wenn Andrea Titz umringt von Kamerateams und Journalisten in die zahlreichen Mikrofone spricht, tritt ihr extravagantes Outfit aber für einen kurzen Moment in den Hintergrund.

Dann erklärt die Sprecherin des Oberlandesgerichts (OLG) München den Medien mit ihrer sonoren, bayrisch gefärbten Stimme die juristischen Hintergründe und das auf eine ruhige und verständliche Weise — im NSU-Prozess, im Verfahren gegen Uli Hoeneß und nun auch wieder im Prozess gegen Bernie Ecclestone. Die 44-Jährige ist aufgrund dieser seltenen Symbiose aus fachlicher Kompetenz und hohem Wiedererkennungswert mittlerweile selbst zur Medienfigur geworden. Deutschlands bekannteste Gerichtssprecherin ist sie zweifelsfrei.

Für die Frau mit der dunklen Wuschelmähne, die im Justizalltag der schwarzen Anzüge mit ihren auffälligen Outfits fast wie ein Paradiesvogel wirkt, ist jedoch genau dieser Spagat so spannend: „Es ist wichtig zu erkennen, dass man sich auch so anziehen kann und trotzdem etwas zu sagen hat“, sagt sie und fügt hinzu: „Außerdem macht mir der Pressejob Spaß.“

Dabei leitet die gebürtige Regensburgerin erst seit einem Jahr die Pressestelle des OLG. Wegen des missglückten NSU-Akkreditierungsverfahrens wurde sie zunächst nur als Unterstützerin von der Staatsanwaltschaft München II geholt. Nach dem Juraexamen, das sie mit 25 Jahren machte, kam Titz zur Staatsanwaltschaft und wurde — nach einer Zeit als Amtsrichterin — dort Pressesprecherin. Mit ihrer Erfahrung im Umgang mit den Medien konnte sie in dieser extrem heiklen Phase am OLG München helfen. Sie kam, sprach — und glättete die Wogen. Als Richterin ist sie dafür zu 75 Prozent freigestellt, zu 25 Prozent befasst sie sich in einem Bau-Senat mit Pfusch am Bau.

Zum Ausgleich liest die „Vielleserin“ in ihrer Freizeit alles von banalen Krimis über Biografien bis hin zu historischen Romanen. Oder sie steht mit ihrem Mann — selbst Jurist und Justiziar bei einem Pharmaunternehmen, den sie in der dritten Woche ihres Jurastudiums kennenlernte — in der Küche. „Wir haben oft Gäste zu Hause, die wir aufwendig bekochen.“ Mit Blick auf ihre schlanke Figur beteuert sie: „Ich koche sehr gerne — das glaubt immer keiner.“

Beide genießen ihr Leben und reisen viel — nächstes Ziel: „Im Herbst geht es nach Südafrika“, sagt sie. Kinder haben sie nicht. Mit ihrem ebenso modebewussten Mann geht sie gerne shoppen — natürlich nur auf High Heels. Flach sei im Schuhschrank lediglich ein Paar Turnschuhe. Titz: „Das ist vermutlich das am wenigsten benutzte Paar Schuhe, das ich habe.“

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