Joseph Vilsmaier: Ein Bayer mit Leib und Seele

Joseph Vilsmaier hat viele erfolgreiche Filme ins Kino gebracht. Nun wird der „Sepp“ 75 Jahre alt.

75 Jahre und noch lange nicht müde: Joseph Vilsmaier.

75 Jahre und noch lange nicht müde: Joseph Vilsmaier.

Foto: Tobias Hase

München. Die Geschichte — für Regisseur Joseph Vilsmaier ein schier unerschöpflicher Hort für Filmideen. Zahlreiche historische Stoffe hat der Münchner schon inszeniert: „Stalingrad“, „Comedian Harmonists“, „Die Gustloff“ oder „Nanga Parbat“ über die dramatische Himalayaexpedition der Brüder Reinhold und Günther Messner. Doch seine größte Leidenschaft gilt seiner Heimat.

Mit Hingabe, aber dennoch auch mit leicht ironischer Distanz zeichnet er ein Bild von Bayern. „Du brauchst nicht nach Spanien, in die Türkei oder nach Italien, das ist alles viel schöner in Bayern“, sagte er einst.

Am Freitag wird der energische, humorvolle und manchmal auch grantelnde „Bayer mit Leib und Seele“, den alle in der Branche liebevoll „Sepp“ nennen, 75 Jahre alt. „Die Menschen sind wortkarg und haben das Herz am rechten Fleck, sie sind manchmal grantig, manchmal nett, die haben alles drauf“, begründete Vilsmaier einmal seine Heimatliebe, die in zahlreichen Filmen seinen Ausdruck fand. So etwa in der Dokumentation „Bavaria — eine Traumreise“ — einem musikalisch untermalten Helikopterflug über den Freistaat. „Das war die schönste Nebensache der Welt“, hatte er vor dem Kinostart 2012 geschwärmt. Kein Wunder, schwebte er doch 50 Stunden lang mit einem Piloten über dem Freistaat, auch wenn der Himmel dabei nicht immer weiß-blau war.

Zum Beruf des Regisseurs war Vilsmaier über Umwege gekommen. Nach seiner Kindheit und Jugend in Niederbayern und München studierte er neun Jahre lang Musik, Schwerpunkt Klavier. Er arbeitete als Techniker und musizierte in einer Jazzband. Mit Anfang 20 kam er 1961 zum Film, erst als Materialassistent, später als Kameramann.

Erst mit fast 50 Jahren probierte er sich aus als Regisseur: 1988 inszenierte er „Herbstmilch“, einen Kinofilm über das harte Leben der niederbayerischen Bäuerin Anna Wimschneider. Mit der Literaturverfilmung „Schlafes Bruder“ sorgte er international für Aufsehen und ging 1995 sogar ins Rennen um den Oscar.

Nicht minder erfolgreich und mit vielen Preisen überhäuft war auch der Streifen „Comedian Harmonists“ über das weltberühmte Vokalensemble aus Berlin.

Inzwischen hat er seine eigene Filmproduktion in Grünwald — die Perathon Medien GmbH. Mit „Nanga Parbat“ von 2009 hatte Vilsmaier weniger Glück. Vor wenigen Tagen, am 16. Januar, verurteilte ihn das Oberlandesgericht München, mehr als 150 000 Euro an einen ehemaligen Produzenten zu zahlen. Die beiden hatten um die Finanzierung des Films gestritten.

Während er an „Nanga Parbat“ arbeitete, traf Vilsmaier allerdings ein Schicksalsschlag, der weitaus härter war: Anfang Februar 2009, wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag, starb seine Frau Dana Vavrova nach schwerer Krankheit. Bis heute macht ihm der Abschied von ihr zu schaffen.

So hatte er 2012 in einem Interview erklärt, er gehe nicht mehr auf Beerdigungen und schreibe stattdessen einen Brief: „Ich leide zu sehr auf dem Friedhof. Das tue ich mir nicht mehr an“, sagte er im Sommer 2012. Mit seiner Ehefrau war der Filmemacher nicht nur privat, sondern auch beruflich eng verbunden, hatte sie doch nach Vilsmaiers Regiedebüt „Herbstmilch“ in vielen seiner Werke mitgespielt.

“Große Vilsmaier-Nacht, Bayrisches Fernsehen, Samstag, ab 20.15 Uhr

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