Jean-Paul Belmondo wird 80: Draufgänger mit frechem Grinsen

Das Leben des Schauspielers Jean-Paul Belmondo verlief wie eine Achterbahnfahrt. Am Dienstag wird er 80 Jahre alt.

Paris. Jean-Paul Belmondo hat nicht nur vor der Kamera als Draufgänger, Gauner und Boxer harte Schläge einstecken müssen. Auch das Leben hat den französischen Kultschauspieler nicht immer mit Samthandschuhen angefasst: Krankheit und private Schicksalsschläge haben den einstigen Schönling gezeichnet.

Doch Belmondo ist ein Kämpfer — wie in seinen Filmen. Den durch einen Schlaganfall geschwächten Darsteller, der am Dienstag 80 Jahre wird, zieht es wieder vor die Kamera.

Sein jüngstes Projekt: Eine Gangsterkomödie von Claude Lelouche, in der er einen alten Verbrecher auf der Flucht spielt. Auch Selbstironie gehörte schon immer zu seinen Stärken. Belmondo hat bereits vor mehr als 40 Jahren in „Der Mann, der mir gefällt“ mit dem französischen Regisseur gedreht. Damals steckte der heute 75-jährige Regisseur den Schauspieler in die Rolle eines Komponisten, der sich in eine Schauspielerin verliebt.

Herzensbrecher, Draufgänger, Rebell: Damit begann Belmondos Filmkarriere. Im Jahr 1959 gab Jean-Luc Godard dem damals 26-Jährigen die Hauptrolle in „Außer Atem“. Der Film ging als Meisterwerk der Nouvelle Vague in die Filmgeschichte ein, und Belmondo, der den Kleinkriminellen Michel spielt, wurde auf einen Schlag zum Star. Frankreichs größte Regisseure wie François Truffaut, Louis Malle und Claude Sautet rissen sich um den jugendlichen, unerschrockenen Typ in engen Jeans und knapper Jacke.

Wie kein anderer spielte er in den 60er und 70er Jahren mit seiner persönlichen Anziehungskraft, seiner Ungezwungenheit und Selbstironie. Für den Regisseur Jean-Pierre Melville war Belmondo einer der außergewöhnlichsten Schauspieler seiner Generation.

Belmondo kann auf eine atemlose Karriere zurückblicken: fast 100 Kinofilme und mehr als 40 Theaterrollen. Filme wie „Und dennoch leben sie“ mit Sophia Loren, „Eine Frau ist eine Frau,“ „Die Millionen eines Gehetzten“ und „Angst über der Stadt“ ließen ihn zu einer Kultfigur des französischen Kinos werden. Neben Alain Delon profilierte er sich zu einem der wandlungsfähigsten Darstellern in allen Genres.

Als Bösewicht vom Dienst oder französischer Widerstandskämpfer, der in „Das As der Asse“ Juden aus Hitlers Villa rettete, imponierte er durch seine Lust auf Risiko und spektakuläre Szenen. Als Actionheld kam er in mehr als 70 Filmen ohne Double aus. Unerschrocken hing er am Hubschrauber, sprang über fahrende Züge oder erklomm den 320 Meter hohen Eiffelturm. Als er sich bei einem Stunt in „Der Boss“ eine Kopfverletzung zuzog, machte er mit den halsbrecherischen Unternehmen Schluss — mit 52.

Kampferprobt ist er allemal: Vom Berufsboxer hatte er sich über das Wandertheater hoch gekämpft bis in den Kino-Olymp. Um dann wieder tief auf die Erde zu fallen: Zunächst in den 80er Jahren, als sich das Kino von ihm abwandte und er wieder zu seinen Anfängen, dem Theater, zurückkehrte.

Nach seinem Schlaganfall im Jahr 2001 war er halbseitig gelähmt, konnte kaum sprechen. Sieben Jahre später drehte er in der Neufassung des Klassikers „Ein Mann und sein Hund“ von Vittorio de Sica wieder seinen ersten Film — spielte einen alten vereinsamten Mann.

Vom einsamen Mann am Stock bis hin zum alten Verbrecher auf der Flucht. So schnell lässt sich Bébel, wie die Franzosen ihren alternden Star liebevoll nennen, nicht unterkriegen. Auch die Trennung von seiner mehr als 40 Jahre jüngeren Lebensgefährtin Barbara Gandolfi vor wenigen Monaten hat daran nichts geändert.

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