Jasper Johns: Der Großmeister der Pop-Art

Mit 28 Jahren gelang Jasper Johns in New York der Durchbruch. Jetzt wird der Jahrhundert-Künstler 80 Jahre alt.

New York. Ende der 40er Jahre versuchten sich in New York zwei junge Männer aus der Provinz mit dem Dekorieren von Schaufenstern über Wasser zu halten. Der eine, aus Augusta, Georgia, half dem anderen aus Port Arthur, Texas, bei Tiffany’s die Auslagen so zu gestalten, dass es die Kunden zum Kauf reizte.

Doch der Traum beider war die große, die eigene Kunst. Und der wurde wahr. Der Texaner war Robert Rauschenberg, der Pionier der Pop-Art und Erfinder des "Combine Paintings". Der andere hieß Jasper Johns: Der sollte noch mehr Einfluss auf die weltweite Kunst in der zweiten Hälfte seines Jahrhunderts bekommen und einer ganzen Kunstrichtung den Weg ebnen. Am Samstag wird Johns 80 Jahre alt.

Seine erste Einzelausstellung hatte Johns 1958 in New York, und sie war ein gewaltiger Erfolg. Bis auf zwei Bilder wurden alle seine Werke verkauft. Noch wichtiger: Drei wollte gleich das Museum of Modern Art in New York. Der MoMA-Ankauf signalisierte: Jasper Johns wird noch wichtig sein. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade 28 Jahre alt.

In den frühen 50er Jahren waren die Bildmotive entstanden, die am häufigsten mit Jasper Johns in Verbindung gebracht werden: Die amerikanische Flagge, Zielscheiben, Landkarten, Buchstaben und Zahlen. "Das Motiv der Nationalflagge zu verwenden, bedeutete für mich eine große Entlastung, weil ich es nicht zu entwerfen brauchte", sagte Johns einmal.

In seinen Collagen aus Zeitungspapier, die er mit in Wachs gelösten Pigmenten übermalte, sehen viele die Loslösung vom abstrakten Expressionismus. Durch die Verwendung von alltäglichen Gegenständen, "Dingen, die der Verstand schon kennt" (Johns), schuf er Pop-Art. Doch diese Bezeichnung war nicht lange allein zutreffend.

Nach seinem Erfolg in New York zog sich Johns nach South Carolina zurück und arbeitete zurückgezogen in seinem Atelier auf der Insel Edisto. Er brach mit seinem bisherigen Malstil, in der Folgezeit entstanden Arbeiten aus Schwarz, Weiß, Grau und den Primärfarben Gelb, Blau und Rot.

Die Motive wurden abstrakter. Den Einfluss, den der Konzeptkünstler Marcel Duchamp auf sein Schaffen hatte, beschrieb Johns selbst so: "Seine Idee war, dass jeder Gegenstand Kunst sein kann, wenn man von ihm nur als Kunst denkt. Meine Werke sind ähnlich, nur dass ich zu der Zeit ihres Entstehens nichts von Duchamp oder Dada wusste."

Im Laufe der Jahre entdeckte er größere Formate und immer mehr Techniken für sich. Es entstanden Objekte, für die er alltägliche Dinge wie Pinsel, Glühbirnen oder Bierdosen verwendete. Seine Vorliebe für experimentelle Kunst führte ihn letztendlich zur Druckgraphik.

In den 1980er Jahren änderte sich sein Malstil noch einmal. Er nutzte zunehmend Dinge aus seinem persönlichen Besitz für seine dreidimensionalen Objekte: Geschirr, Probeabzüge seiner früheren Werke, Bilder aus Zeitungen.

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