Iris Berben: „Ich gehe hocherhobenen Hauptes“

Iris Berben über ihre neue Rolle als Ex-Rotlichtkönigin und das Aus für ihre TV-Kommissarin Rosa Roth.

Berlin. Sie ist die Grande Dame des deutschen Fernsehens: Iris Berben gehört zu den beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands. Seit mehr als 40 Jahren steht sie für Kino- und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Doch die 62-Jährige ist nach wie vor für eine Überraschung gut. Unlängst verkündete sie das Aus für ihre populäre ZDF-Krimiheldin Rosa Roth, jetzt schlüpft die Filmdiva in dem packenden Psychothriller „Die Kronzeugin“ (Montag, 20.15 Uhr, ZDF) in die Rolle einer ehemaligen Bordellbesitzerin.

Frau Berben, in dem Thriller „Die Kronzeugin“ spielen Sie eine ehemalige Rotlichtkönigin, bei der man nie weiß, ob sie zu den Guten oder zu den Bösen gehört. . .

Iris Berben: Genau diese Doppelbödigkeit hat mich gereizt. Ich muss in der Rolle den anderen Figuren etwas vorspielen, ich muss aber auch dem Zuschauer etwas vorspielen. Da darfst du nicht schlampen, musst sehr exakt arbeiten, und das mag ich.

Die Frau kommt in den Zeugenschutz und nimmt eine andere Identität an. Ein völlig neues Leben — eine schöne Vorstellung?

Berben: Die Vorstellung, in eine absolut neue Identität zu schlüpfen, finde ich zwar spannend. Ich verspüre aber nicht den Wunsch dazu, weil ich mein Leben mit seinen Facetten und Widersprüchen so mag, wie es ist. Lange genug hat es ja gedauert (lacht).

44 Jahre als Schauspielerin — wird es da nicht immer schwieriger, noch herausfordernde Rollen zu finden?

Berben: Ja, es wird schwerer, immer neue Herausforderungen herauszupicken. Genau da liegt auch die Verantwortung, die mit meiner Popularität einhergeht. Ich habe da im positiven Sinne Macht — die Macht, mir auszusuchen wo ich mitmache und wo ich mich verweigere. Für mich persönlich ist es ja zum Beispiel nicht unbedingt maßgeblich, ob ein Film ein großer messbarer Erfolg ist — es gibt auch Filme die ich gemacht habe, die zwar keine messbaren Erfolge waren, aber für mich selber sehr wichtig sind.

Haben Sie auch mal wieder Lust auf komische Stoffe?

Berben: Einen komischen Stoff würde ich im Fernsehen sehr gerne mal wieder machen. Nichts zum Schenkelklopfen, aber ich hätte große Lust auf provokanten Witz, Ironie, Schnelligkeit. Mit humorvollen Stoffen hatte ich ja früher viel Erfolg. „Sketchup“ hatte in den 80er Jahren 18 Millionen Zuschauer, das kann man sich ja heute gar nicht mehr vorstellen. Als ich aufhörte hatte ich ein langes Gespräch mit der Redaktion, die das natürlich absolut nicht wollte — aber man muss immer aufhören, wenn es noch richtig gut läuft.

Ist das auch der Grund, warum Sie Ihre Rolle als ZDF-Ermittlerin Rosa Roth aufgeben?

Berben: Der Gedanke ans Aufhören hat mich schon länger beschäftigt, weil ich dachte: 20 Jahre Rosa Roth sind genug, ich möchte dem Zuschauer etwas Neues anbieten. Es ist toll, das so lange gestemmt zu haben, da gehe ich hocherhobenen Hauptes.

Sie haben gerade die letzte Folge gedreht. Sind denn auch Tränen geflossen?

Berben: Ja. Wir haben zwar versucht, in dem Film nicht in eine sentimentale Schiene zu rutschen. Rosa Roth wird auch nicht erschossen, denn das wollte ich nicht, sondern ich wollte einen erwachsenen, klugen Abgang. Aber als es vorbei war, flossen die Tränen — es sind schließlich auch 20 Jahre Lebenszeit. Aber es ist keine Entscheidung, die ich bedauere.

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