Interview mit Schauspieler Hans-Werner Meyer

Schauspieler Hans-Werner Meyer ist ein gefragter Mann — dabei wollte (und sollte) er eigentlich Arzt werden.

Düsseldorf. In der Serie „Letzte Spur Berlin“ macht Hans-Werner Meyer als Leiter der Vermisstenstelle, „Hauptkommissar Oliver Radek“, eine gute Figur neben seiner Kollegin Jasmin Tabatabai. Während jetzt die fünfteilige Staffel im ZDF ausgestrahlt wird, dreht das Team schon wieder eine neue, die dann im Herbst laufen wird.

Herr Meyer, Ärgern Sie sich manchmal, dass Sie sich keinen Künstlernamen zugelegt haben?

Hans-Werner Meyer: Nein, der Gedanke ist mir nie gekommen, das wäre mir albern vorgekommen, hätte es ja bedeutet, dass ich davon ausgehe, berühmt zu werden, und das war nie mein Antrieb. Ich mag meinen Namen, schon allein, weil er die Leinwand füllt im Abspann (lacht).

Es heißt, Sie waren ein schüchterner, junger Mann — warum wurden Sie Schauspieler?

Meyer: Es fühlte sich richtig an. Auf der Bühne habe ich mich schon immer zu Hause gefühlt, schon in der Schulzeit. Ich erinnere mich genau an meine erste Rolle im Schultheater, an das Gefühl, vom Scheinwerfer geblendet auf der Bühne zu stehen und zu wissen, da unten sitzen Leute und schauen zu. Ich fühlte mich frei, komischerweise freier als sonst.

Gab es einen Plan B damals nach dem Abitur?

Meyer: Da hatte ich bereits eine vermasselte Aufnahmeprüfung an der Hamburger Schauspielschule hinter mir und Plan A erst mal begraben. In der Welt, aus der ich kam, war es außerdem alles andere als selbstverständlich, und meine Eltern (Anmerkung der Redaktion: die Mutter war Fremdsprachenkorrespondentin, der Vater Landschaftsarchitekt) fanden auch es auch gar nicht lustig. Ich arbeitete deshalb im Rahmen meines Zivildienstes auf einer Intensivstation im Krankenhaus und wollte Arzt werden. Aber irgendwann war mir klar, dass das nur eine Flucht war. Ich spürte sehr deutlich, dass ich spielen wollte und mich von nichts aufhalten lassen durfte, schon gar nicht von vermasselten Aufnahmeprüfungen.

Hatten Sie ein Vorbild als Jugendlicher, ein Idol?

Meyer: Ja, Udo Lindenberg. Ich fand ihn sehr poetisch und kreativ. Der hat die deutsche Sprache wieder sexy gemacht. Das hat mich als Jugendlicher geprägt, auch meinen Umgang mit der Sprache. Ich konnte die Songtexte alle auswendig. Er war allerdings kein Idol im klassischen Sinn, ich wollte nicht so sein wie er. Aber er hat mich inspiriert.

Sie haben selbst auch Musik gemacht, singen heute noch mit den gleichen drei Kumpels wie in einer A-capella-Band.

Meyer: Ja, damals haben wir mit 19 Straßenmusik gemacht, weil wir unbedingt vor Publikum singen wollten, wurden von einem Produzenten „entdeckt“ , nannten uns „Echo-Echo“, nahmen einen Song auf, landeten bei der ZDF-Hitparade und gewannen die „Goldene Eins“ vor Roland Kaiser und Nino de Angelo. Aber das war nur ein verrückter Ausflug in eine Welt, in die wir nicht gehörten. Heute nennen wir uns „Meier und die Geier“, singen wieder, was uns Spaß macht und treten auf, wenn wir die Zeit finden, mit langem Vorlauf.

Sie drehen derzeit die dritte Staffel von „Letzte Spur Berlin“. Gefällt Ihnen die Rolle des „Oliver Radek“?

Meyer: Daran gefällt mir eigentlich alles: die Rolle, die Serie und die Kollegen. Die Chemie stimmt, das spürt man, glaube ich, auch in den Folgen. Außerdem ist es ein Glücksfall für meine Lebenssituation, dass ich in Berlin drehen kann, denn zurzeit ist meine Frau in Recklinghausen und probt für die Ruhrfestspiele, also bin ich quasi alleinerziehend.

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