Heike Makatsch: „Ich möchte kein Mann sein“

Interview: Heike Makatsch über ihre Rolle als Ärztin im ZDF, Schachspielen mit Männern und unemanzipierte Frauen.

Düsseldorf. Frau Makatsch, in Ihrem neuen Film spielen Sie die Ärztin Hope Bridges, die Ende des 19.Jahrhunderts zu einer Vorreiterin der Gleichberechtigung wurde. Bekommt man als Hauptdarstellerin nicht manchmal die kalte Wut, wenn man sieht, wie ungerecht Frauen damals teilweise behandelt wurden?

Makatsch: Es war natürlich eine schreiende Ungerechtigkeit. Aber eigentlich müsste man doch auch heutzutage manchmal die kalte Wut kriegen, wenn man sieht, wie Menschen behandelt werden, wie viele soziale Ungerechtigkeiten es gibt. Leider finden wir uns heute mit vielen ungerechten Situationen einfach irgendwie ab, und so haben sich viele Frauen damals mit der Realität abgefunden und sich nur in Nischen ihre kleinen Freiräume gesucht.

Makatsch: Der Film weckt ein Gefühl dafür, dass es in jeder Zeit einzelne Köpfe geben kann, die etwas zu einer besseren, gerechteren Zukunft beitragen. Denen es zu verdanken ist, dass Frauen heutzutage ganz andere Möglichkeiten haben, auch wenn sie noch nicht auf jeder Ebene gleichberechtigt sind.

Makatsch: Es gibt da natürlich die Diskussion über die schlechteren Gehälter für Frauen und darüber, dass Spitzenpositionen in erster Linie von Männern besetzt werden. Wobei man bei Letzterem lange darüber streiten könnte, ob das nur ungerechte Behandlung ist oder ob es für Frauen manchmal vielleicht gar nicht wünschenswert ist, diese Positionen zu besetzen. Schlimmer finde ich, dass so viele Frauen sich heute immer noch einem äußerlichen Diktat unterwerfen.

Makatsch: Mehr als das. Man muss heute ja schon zum Chirurgen gehen, um einem Ideal von Jugend und Unverbrauchtheit zu entsprechen. Sich als Produkt herzurichten und ewig gefallen zu wollen, diese Denke ist immer noch nicht aus dem Bewusstsein der Frauen raus. Ich weiß nicht, ob es die Männer sind, die das diktieren, oder ob die Frauen sich selber in dieser Rolle gefangen halten.

Makatsch: Eigentlich selten, ich bin gerne Frau und würde mir nicht wünschen, ein Mann zu sein. Männer haben es heute doch auch nicht leicht, haben mit vielen Identitätsproblemen zu kämpfen. Nur eines hat mich früher oft wütend gemacht. Als junge Frau habe ich viel Schach gespielt, dabei aber gemerkt: Mit Frauen spielt man nicht so gerne Schach. Die Männer haben beim Spielen oft ein demonstratives Desinteresse gezeigt.

Makatsch: Genau - oder weil Männer furchtbare Angst haben, von einer Frau geschlagen zu werden (lacht).

Makatsch: Ich habe mich zwar nie als besonders mutig empfunden, aber schon als geradeaus. Ich bin immer einfach meinen Weg gegangen. Was mich an diesen Frauenfiguren gereizt hat, ist eigentlich eher die Tatsache, dass sie eben nicht nur stark waren, sondern auch Schwächen hatten. Sie haben zwar gekämpft, aber auch mit sich selber.

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