Hardy Krüger: „Bei Deppen bin ich schwierig“

Nach fast 25 Jahren ist Hardy Krüger wieder in einem Film zu sehen — als Patriarch einer Großfamilie.

Hamburg. Erinnerungen an großes Kino knüpfen sich an den Namen Hardy Krüger. Auf dem Bildschirm dagegen ist der kühle Blonde Mangelware geblieben. Carlo Rola, Inszenator von „Krupp — eine deutsche Familie“, macht es möglich. Er fand einen Stoff, der den wählerischen 82-Jährigen wieder in eine Filmrolle schlüpfen ließ: das Drama „Familiengeheimnisse“. Darin spielt er den Patriarchen einer Familie, deren scheinbar unbekümmerte Existenz plötzlich aus den Fugen gerät.

WZ: Herr Krüger, zu Ihrer Ausstrahlung gehört bis heute eine gewisse augenzwinkernde Jungenhaftigkeit. Ist das schwierig bei älteren Rollen wie in „Familiengeheimnisse“?

Hardy Krüger: Diese Jungenhaftigkeit ist mir selber nie so bewusst gewesen. Aber sie mag damit zusammenhängen, dass ich in der Tiefe meines Wesens ein Kind geblieben bin. Wie wohl die meisten Schauspieler. Manche Kinder treiben ja ihre Umwelt mit ihrer ewigen Frage „Warum?“ in den Wahnsinn. Das ist auch meine ständige Frage.

WZ: Sie gelten als schwierig.

Krüger: Beim Mittelmaß, bei Lügnern und Deppen schon. Denen sage ich schon mal, was für Pfeifen sie sind. Und natürlich stört manche meine ständige Aufforderung: Lasst uns bessere Filme machen!

WZ: Heißt das künftig: Lasst uns besseres Fernsehen machen? Oder bleiben Sie der Mann des Kinos?

Krüger: Kino ist mir wichtig. Fernsehen hat große Qualitäten, aber auch seine eigenen Gesetze. Allein das Tempo, in dem gedreht wird! Anderthalb Minuten fertiger Film pro Drehtag waren es bei meinen internationalen Produktionen, sechs bis sieben sind es beim Fernsehen, weil angeblich kein Geld da ist. Zum Glück bin ich immer noch belastbar genug für dieses Tempo. Ich halte durch.

WZ: Sie sind darin ein Preuße?

Krüger: In Sachen Disziplin und Fleiß ganz sicher. Nicht in militärischer Hinsicht. Aber Preußen hat ja auch auf kulturellem und sozialem Gebiet einiges ganz Anständiges zustande gebracht.

WZ: Sie sind einigen Dinosauriern der Filmgeschichte begegnet, wie John Wayne, Robert Mitchum, James Stewart. Was war insgesamt Ihr Eindruck von diesen Superstars?

Krüger: Dass jeder sehr anders war als der andere. Gemeinsam war ihnen nur, dass der Umgang mit ihnen denkbar einfach ist. Keiner war eine Primadonna, die Schaum schlagen musste, um gewisse künstlerische Mängel auszugleichen. Ein Jimmy Stewart hatte es nicht nötig, Schaum zu schlagen.

WZ: Neben dem Schauspieler gibt es den Schriftsteller Krüger . . .

Krüger: . . . der ich zuerst werden wollte und zunächst gar nicht Schauspieler . . .

WZ: Ihr neuer, gerade erscheinender Roman heißt „Tango africano“. Afrika lässt Sie wohl nicht mehr los?

Krüger: Nie. Und für „Familiengeheimnisse“ hatten wir ja Außenaufnahmen in Nairobi. Da war ich denn doch erschüttert. Diese Slums, die Blechlawinen an Autos, die Armut. Dazu korrupte Politiker, die Aids-Gefahr. Ich überlege, wie man da helfend eingreifen kann. Aber ich weiß auch noch nicht wie.

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