Gisela Schneeberger: Bayerin auf familiären Abwegen

Die Mundart ist ihr Markenzeichen. Gisela Schneeberger ist am Donnerstag in einer ZDF-Komödie zu sehen.

Berlin. Niemand verkörpert Frauen jenseits der 50 mit so viel Biss und Hintersinn: Gisela Schneeberger, die in ihren Film- und Fernsehrollen stets die Abgründe des bürgerlichen Alltags aufs Korn nimmt. Nun darf die begnadete Komödiantin in einer bösen kleinen Komödie im ZDF wieder alle Register ihres Könnens ziehen: In „Familie Sonntag auf Abwegen“ (Donnerstag, 20.15 Uhr, ZDF) spielt die 64-Jährige eine wohlsituierte Familienglucke, die nach dem Auszug ihrer drei erwachsenen Kinder endlich das Leben genießen und nach Mallorca ziehen will.

Frau Schneeberger, in Ihrer neuen Komödie spielen Sie eine Mutter und Ehefrau, deren Lebenstraum ein Häuschen auf Mallorca ist. Wäre Auswandern etwas für Sie?

Gisela Schneeberger: Nein, dazu bin ich viel zu sesshaft — ich möchte nicht einmal aus München weg in eine andere Stadt umziehen, geschweige denn in ein anderes Land. Den Traum vom Auswandern hatte ich vor langer Zeit einmal, als die Diskussionen um die Stationierung von Ronald Reagans Pershing-II-Raketen in Deutschland hochkochten. Damals kam einem die westliche Welt instabil vor, es gab eine latente Kriegsangst, und da dachten wir daran, nach Australien zu gehen, weil mein früherer Mann da Verwandtschaft hat. Aber das war nur ein Hirngespinst.

Welche Details haben Sie sich für die Rolle als Dreifachmutter Bärbel Sonntag in der neuen Komödie einfallen lassen?

Schneeberger: Bei Bärbel Sonntag konnte ich über die Optik wenig Schräges reinbringen, da musste ich die Komik woanders finden. Aber generell ist mir das sehr wichtig. Wenn man jemanden zum ersten Mal sieht, braucht man ja nur den Bruchteil einer Sekunde, um ihn einzuschätzen. Der erste Eindruck ist deshalb auch bei einer Filmfigur die halbe Miete. Als nächstes drehe ich einen Kinofilm, in dem ich eine Alt-68erin spiele, die wenig Geld hat. Jetzt überlege ich mir, ob ich mir graue Haare machen lassen soll, denn für manche Frauen in meinem Alter sind graue Haare ja ein Statement.

Mit Ihrem alten Weggefährten Gerhard Polt haben Sie gerade „. . .und Äktschn“ gedreht. Worum geht es darin?

Schneeberger: Es geht jedenfalls nicht um den römischen Alltag vor 2000 Jahren (lacht). Aber mehr will ich noch nicht verraten.

Viele Leute dachten, Sie und Herr Polt seien, als Sie in Sketchen ein Ehepaar spielten, auch wirklich ein Ehepaar. . .

Schneeberger: Ja, die gibt’s oft, diese Meinung — weil wir immer ein Ehepaar gespielt haben. Aber ich kann Ihnen sagen, wir waren nie erotisch verwickelt (lacht). Mit den Sketchen haben wir damals bewusst aufgehört, weil das irgendwann so inflationär wurde: Jeder hat plötzlich eine Sketchreihe gemacht.

Sehen Sie sich denn moderne Comedy an?

Schneeberger: Ich schätze Anke Engelke sehr, und natürlich sehe ich sehr gerne politisches Kabarett: „Neues aus der Anstalt“ mit Urban Priol und Frank-Markus Barwasser finde ich sehr witzig. Mit Mario Barth kann ich weniger anfangen.

Welche Zeitgeisterscheinungen müsste man heutzutage aufspießen?

Schneeberger: Ich finde Alltagskomik interessant, aber auch in der Politik gibt es viel Potenzial. Es ist vor allem sehr lustig, wenn jemand anders erscheinen will, als er ist — ein in der Regel leicht durchschaubares Manöver. Wenn der Herr Maschmeyer plötzlich so seriös tut und sein zwielichtiges Bärtchen abrasiert, darüber kann ich mich köstlich amüsieren.

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