Geburtstag: Der Bildhauer Bert Gerresheim der gebrochenen Heiligen

Künstler Bert Gerresheim feiert seinen 75. Geburtstag. Bevor er sich fürs Atelier entschied, arbeitete er als Lehrer.

Düsseldorf. Bert Gerresheim ist "der" Bildhauer der katholischen Kirche. Ob apokalyptische Reiter oder Engel Gottes, Mutter Teresa, Maria im Kreise der Propheten oder der Gekreuzigte für den Kirchentag - Monumente des Düsseldorfer Künstlers sind vor den verschiedensten Kirchen und Plätzen in vielen Städten zu finden. Nun feiert Gerresheim seinen75. Geburtstag.

Dasser einmal Künstler werden würde, hatten die Eltern Gerresheims nie geglaubt. Mutter und Vater hatten ein Transportunternehmen und immer zu ihm gesagt: "Aus dir wird sowieso nichts. Du wirst entweder Pastor, oder du gehst zur Post."

Gerresheim machte beides nicht, sondern studierte mit dem Nagelkünstler Günther Uecker an der Kunstakademie Düsseldorf. Dann wurdederKünstler Pädagoge. Zum Unterricht erschien er stets in einer befleckten Arbeitskluft. Jede freie Minute saß er in seiner Gipswerkstatt. Das ging 28 Jahre lang gut, dann gab Gerresheim den Beruf auf und begann seinen Siegeszug als Bildhauer durch die Kirchen der Republik.

In Gerresheims Atelier hängt ein gekrümmter Spiegel, der die Bilder verzerrt. Er wolle keine bloßen Abbilder, sagt der Künstler. "Ich habe ein Händchen für Bruchstellen, für gebrochene Gestalten."

Seine Heine-Büste für die Walhalla, der Ruhmesstätte für bedeutende deutsche Persönlichkeiten bei Regensburg, zeigt einen zerstörten Menschen. Die Totenmaske des Dichters nahm er als Ausgangspunkt. Den Kopf der Büste zerschnitt er in diverse Teile, bevor er ihn zur Einheit brachte.

Die Verantwortlichen baten ihn, den Schnitt durch den Kopf nicht zu stark auszuprägen. Doch der Schnitt blieb, schließlich sei dies ein Sinnbild für die Abgründe des Dichters, Kritikers und Schwerstkranken, begründete Gerresheim sein Werk.

Gerresheim denkt nicht in herkömmlichen Bahnen: Der erschossene Künstler Paolo Pasolini, der Papst und der ermordete Christus zeigen sich bei Gerresheim immer von zwei Seiten. Für das Denkmal am Dom von Münster rehabilitierte er die Wiedertäufer, weil sie doch das himmlische Königreich in Münster aufbauen wollten. So gilt Gerresheim heute noch vielen als der geborene Pädagoge, nur sind seine Themen jetzt die Bildgeschichten zur Literatur und zur Bibel.

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