Frauen zwischen Kita und Karriere

Medizin-Professorin Daniela Berg hilft Mitarbeiterinnen, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Tübingen. Sie ist Oberärztin an der Uniklinik, hat Familie und zwei Kinder, als Professorin forscht sie, als Ärztin heilt sie.

Und seit einiger Zeit steht Daniela Berg zudem der Deutschen Parkinson Gesellschaft vor. Es ist ein Spagat, den die 45-Jährige für ihren Job und ihr Familienleben hinlegen muss.

Viele Frauen in der Wissenschaft hält genau das davon ab, nach Top-Positionen zu streben. Doch die von Berg geleitete und größtenteils weibliche Forschungsgruppe in Tübingen zeigt, wie es gehen könnte.

Viele von ihnen schaffen es, Job und Familie in Einklang zu bringen. 21 Kinder zwischen null und zwölf Jahren haben die Mitarbeiterinnen der Arbeitsgruppe. Flexibilität sei dabei das Zauberwort: „Wo und wann die Arbeit gemacht wird, ist mir egal. Hauptsache sie wird gemacht und es macht Spaß“, sagt Berg, muss aber zugleich einschränken, dass dies nicht in jedem Bereich umgesetzt werden könne: „Eine Ärztin kann nicht am OP-Tisch das Skalpell fallenlassen, weil sie ihr Kind aus der Kita holen muss.“

Die Mutter zweier Söhne im Alter von neun und zehn Jahren weiß, dass es für Wissenschaftlerinnen eine große Herausforderung ist, die Karriere mit der Familie zu verbinden. Denn mit einem Acht-Stunden-Job ist es in der Forschung meist nicht getan.

Berg arbeitet an ihren Publikationen und Forschungsanträgen, wenn die Kinder abends im Bett sind. Ihr Beruf sei auch ein Stück weit ihre Leidenschaft, ihr Hobby, sagt sie. So wie bei den anderen auch. Dies erfordere aber auch viel Organisation innerhalb der Familie.

„Jede Mitarbeiterin organisiert sich anders.“ Die einen können auf die Unterstützung von den Großeltern bauen, die anderen greifen auf Au-pairs, Tagesmütter oder Kitas zurück. „Dass Kinder früh auch außerhalb der Familie in Gruppen soziale Fähigkeiten lernen, sich streiten lernen, sich vertragen, verlieren, zusammenhalten lernen — das finde ich sehr wertvoll“, sagt die Professorin.

Als ehemalige Internatsschülerin hat sie selbst gelernt, mit anderen gemeinsame Sache zu machen. Auch beim Klettern, einem ihrer Hobbys, erlebt sie, dass der eine vom anderen abhängt.

Kooperation ist ihr deshalb auch in der Forschung wichtig. „Es geht darum, mit anderen gemeinsam etwas zu erreichen und nicht andere auszustechen“, sagt sie. Denn auch in der Medizin habe ein Umdenken stattgefunden.

Das Bild vom einsamen, allein über das Mikroskop gebeugten Forscher gilt nicht mehr. „Die Wissenschaft in der Medizin ist so komplex geworden, dass wir alle nur sehr kleine Ausschnitte wirklich gut überblicken können.“

Mit dieser Mischung hat sie in der Parkinson-Forschung Pionierarbeit geleistet. Mittels Ultraschall-Untersuchungen des Gehirns fand sie heraus, dass ein bestimmter Bereich im Hirnstamm bei solchen Menschen verändert ist, die sehr wahrscheinlich an Parkinson erkranken — ein Beitrag zur Früherkennung.

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