Ex-Traumschiff-Kapitän klagt gegen Entlassung: Auf dem falschen Dampfer

Andreas Jungblut war Kapitän der „MS Deutschland“. Das will er auch wieder sein und klagt gegen die Reederei.

Lübeck. Auf dem „Traumschiff“ ist die Welt noch in Ordnung — spätestens wenn zum Captain’s Dinner die Wunderkerzen angezündet werden. Das ZDF steckt Sascha Hehn als neuen Chef-Lächler in die Kapitänsuniform auf dem Fernseh-Dampfer, sein Vorgänger Siegfried Rauch tritt klaglos ab — jedenfalls ist nichts anderes bekannt.

Im echten Leben stehen sich der Kapitän der „MS Deutschland“ und die Reederei Deilmann bislang unversöhnlich vor Gericht gegenüber. Während das Kreuzfahrtschiff am Freitag im sizilianischen Hafen Licata lag, trafen sich Andreas Jungblut und Reedereivertreter vor dem Lübecker Arbeitsgericht. Der Kapitän klagt auf Wiedereinstellung, ihm ist fristlos gekündigt worden.

Die Reederei Deilmann war 2010 in die Insolvenz gegangen und von dem Münchner Finanzinvestor Aurelius übernommen worden. Im vorigen Mai hatten die Eigner geplant, das Schiff künftig unter maltesischer Flagge fahren zu lassen. Dagegen hatte Kapitän Jungblut vehement und öffentlich Front gemacht: „Das ist so, als würde man das Brandenburger Tor an die Chinesen verkaufen.“

Er hat sich auch an Bundespräsident Joachim Gauck gewandt. Bei einer Ausflaggung hätten die Matrosen nicht einmal mehr die Hälfte ihrer vorherigen Heuer bekommen. Die Reederei ließ den Plan schließlich fallen. Später kamen aber Spekulationen auf, das Schiff solle nach Asien verkauft werden.

Ende Oktober 2012 erhielt Andreas Jungblut die fristlose Kündigung, nachdem ihn die „Bild“-Zeitung mit den Worten zitiert hatte: „Der Reederei-Eigentümer Aurelius will das Schiff so schnell wie möglich verkaufen. Im Juni waren Interessenten aus China an Bord. Denen war der Preis zu hoch. Die Käufer-Suche geht aber weiter.“

Die Reederei wirft ihm „mehrfachen Vertrauensbruch“ vor, weil Interna an die Presse gelangt seien. Ein erster gerichtlicher Gütetermin am 24. Januar brachte keine Annäherung.

Auch am Freitag wurde nicht klar, welche der Prozessparteien auf dem falschen Dampfer ist. Der Kapitän sagte, er habe der „Bild“-Journalistin lediglich Informationen bestätigt, die sie ohnehin schon hatte: „Von mir kamen die nicht. Jeder an Bord wusste von den Verkaufsabsichten.“

Vor einer Entscheidung wollen die Richter die Redakteurin nun als Zeugin vernehmen. Davon erhofft sich das Gericht Aufschluss darüber, woher die Zeitung von den angeblichen Verkaufsabsichten erfahren hatte. Das Verfahren wurde auf den 21. Mai vertagt.

Der Vorsitzende der Kammer, Dieter Sibbers, sagte: „Wenn die Pläne einigen Medien bereits bekannt waren, kann man nicht von einem Verrat von Geschäftsgeheimnissen sprechen.“ Der Vorwurf der Illoyalität sei jedoch gerechtfertigt.

Auf eine gütliche Lösung, also eine Auflösung des Arbeitsvertrages und eine Abfindung, konnten sich die Parteien am Freitag wieder nicht einigen. Die Reederei will dem Kapitän, der 27 Jahre für das Unternehmen tätig war, höchstens drei Monatsgehälter als Abfindung zahlen. Jungblut will aber zurück auf die „Deutschland“.

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