„Es ist nie zu spät für Skat“

Das Kartenspiel wird 200 Jahre alt. Längst hat es den Weg ins Internet gefunden. Peter Tripmaker, Präsident des Deutschen Skatverbandes, spricht über die Zukunft des Spiels.

Altenburg. Das Skatspiel wird 200 Jahre alt. Peter Tripmaker, Präsident des Deutschen Skatverbandes, glaubt, dass es auch weiterhin Skatrunden in Kneipen und Vereinen geben wird — auch, wenn es schwer ist, Jugendliche für das Spiel zu gewinnen.

Herr Tripmaker, wie zeitgemäß ist Skat heute noch?

Peter Tripmaker: Wir haben in Deutschland 15 bis 20 Millionen Menschen, die dem Skatspiel nachgehen. Die Konkurrenz an Freizeitangeboten ist groß. Aber alle, die bei uns Skat spielen, sind mit Leidenschaft dabei. Es gibt ja nicht viel zu gewinnen — wir spielen um die Ehre.

Früher gab es oft Jugendliche, die in der Schule die Pause für eine Runde Skat nutzten. Das ist heute selten.

Tripmaker: Auch ich habe das Skatspiel mit acht Jahren auf dem Schulhof gelernt. Meine Mitspieler wollten mich dann immer verhauen, weil ich noch nicht wusste, wie man richtig reizt: Ich hatte einfach die Augen zusammengezählt, die ich auf der Hand hatte. Vom Verband haben wir die Initiative ergriffen, um die Jugendlichen in den Schulen stärker anzusprechen. Es gibt AGs, in denen Schüler Skat lernen. Ich denke, dass wir bundesweit fast 1500 Schüler in solchen AGs haben.

Und die bleiben dann auch dabei? Vereine jeglicher Couleur klagen ja über Nachwuchsmangel.

Tripmaker: Unter diesem Problem leiden alle Vereine, selbst der Deutsche Fußball-Bund. Die Erfahrung, die wir heute haben, ist: Die Jugendlichen lernen Skat und gehen zu Meisterschaften, entwickeln dann aber auch andere Interessen, die für sie wichtiger werden wie Fußball, Freundin oder Ausbildung. Aber 30 bis 40 Prozent kommen wieder zurück, wenn sie im Beruf angekommen sind und eine Familie gegründet haben. Deshalb ist Jugendarbeit so wichtig.

Kann man auch mit 40 oder 50 Jahren noch ein erfolgreicher Skatspieler werden?

Tripmaker: Es gibt viele Spätberufene, die eine Zeit lang mitspielen und immer besser werden. Es ist nie zu spät, die Karten in die Hand zu nehmen. Wir haben neulich unserem ältesten Mitglied zum 100. Geburtstag gratuliert. Sie sagt, das Skatspiel habe sie bis ins hohe Alter geistig fit gehalten. Denn beim Skat werden viele Fähigkeiten vermittelt. Junge Skatspieler sind oft ihrer Altersgruppe im Rechnen und der geistigen Beweglichkeit überlegen.

Wer will, kann heute zu jeder Tageszeit im Internet Skat spielen. Nimmt das der klassischen Runde in Verein oder Kneipe die Leute weg?

Tripmaker: Nein, das sehe ich nicht. Vielleicht findet so der eine oder andere sogar zum Skat und spielt es dann auch offline. Es gibt viele Menschen, die nicht Skat spielen würden, gäbe es kein Internet — weil sie Berufe haben, bei denen sie erst um neun oder zehn nach Hause kommen. Dann kriegen sie niemanden mehr zusammen.

Doch im Internet fehlt der direkte Kontakt zu seinen Mitspielern, der ja das Spiel auch ausmacht.

Tripmaker: Ich würde immer eine Runde Auge in Auge mit Menschen am Tisch einer Runde am Computer vorziehen. Es ist mir wichtig, meine Mitspieler zu beobachten. Ein guter Skatspieler kann viel aus der Mimik seiner Mitspieler lesen. Das können Sie am Computer nicht. Ich spiele ab und zu aber auch am Computer.

Angesichts anderer Interessen vieler Jugendlicher heutzutage: Ist Ihnen bange um die Zukunft des Spiels?

Tripmaker: Für die nächsten Jahrzehnte mache ich mir keine Sorgen um den Skat. Selbst wenn sich unser Verband bei 22 000 bis 23 000 Mitgliedern einpendeln sollte, ist das eine ganze Masse an Leuten, die begeistert dabei sind.

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