Erol Sander: Häuptling der Herzen bei den Karl-May-Festspielen

Im Fernsehen begeistert er die Frauen als romantischer Held und überzeugt als türkischer Kommissar die Männerwelt. Doch Erol Sanders größte Fans sind die Kinder. Als „Winnetou“ lockt er jedes Jahr mehr Zuschauer ins beschauliche Bad Segeberg und bringt die Freiluftarena zum Glühen. In der Haut des Apachen-Häuptlings scheint der beliebte TV-Star und zweifache Familienvater die Rolle seines Lebens gefunden zu haben.

Düsseldorf. Ganz ehrlich: Ist Karl May heute überhaupt noch aktuell?

Erol Sander: Unbedingt. Karl May ist Kult und Tradition. Er gehört zu unseren wichtigsten Autoren. Er hat mit seinen fiktiven Geschichten unvergessliche Traumwelten geschaffen. Und seine Botschaft ist zeitlos, nämlich dass Frieden, Freundschaft und Gerechtigkeit mehr zählen als Glanz, Geld und Ruhm. Die Amerikaner haben ihren Walt Disney, wir haben unseren Karl May.

Sie spielen „Winnetou“ nun bereits zum sechsten Mal. Was bewegt Sie dazu, sich bei diesem aufwendigen Open-Air-Spektakel immer wieder in den Sattel zu schwingen?

Erol Sander: Die strahlenden Kinderaugen. Das macht mich glücklich. Ich weiß, dass ich mir als Kind auch gewünscht hätte, so etwas zu sehen. Heute bin ich ja selber Vater von zwei Jungs, Marlon ist neun und Elias zwei Jahre alt. Ihnen kann ich mit „Winnetou“ die Werte des Lebens vermitteln. Ihnen spielerisch zeigen, was es heißt, tapfer ehrlich und gerecht zu sein.

Haben Sie sich im Laufe der Jahre auch die eigene kindliche Freude noch bewahren können?

Erol Sander (lacht): Auf jeden Fall. Den edelmütigsten aller Indianer zu spielen, macht mir natürlich einen Riesenspaß. Wenn man einmal auf dieser Bühne gestanden hat, ist man für immer vom Karl-May-Virus infiziert. Die Westernspiele sind nicht nur Theater zum Anfassen sondern auch ein großer Sandkasten für Erwachsene.

Und ein echter Knochenjob . . .

Erol Sander: Es ist schon auch hart und nicht ganz ungefährlich. Wir haben 73 Vorstellungen, 15 bis 20 Pferde, viele Stunts und waghalsige Szenen. Da bleiben immer ein paar unkalkulierbare Momente. Aber wenn das Team gut funktioniert, wenn Konzentration und Disziplin nicht verloren gehen, dann ist dieser Knochenjob mehr Spaß als Arbeit. Trotzdem darf man natürlich nicht übermütig werden, denn nach Übermut kommt der Fall.

Zittert Ihre Frau sehr um Sie, wenn sie mal mit im Publikum sitzt?

Erol Sander: Meine Frau reitet selber seit ihrem sechsten Lebensjahr. Sie weiß also, was alles mit einem Pferd passieren kann. Aber sie weiß auch, dass wir optimal vorbereitet sind. Wir haben alle Reitunterricht und müssen uns vor jeder Vorstellung erstmal warm reiten. Damit können wir die Unfallgefahr auf ein minimales Restrisiko reduzieren.

Ihre Frau, die Französin Caroline Goddet, und Sie scheinen eine Bilderbuchehe zu führen. Fliegen bei Ihnen nicht auch mal die Fetzen?

Erol Sander: In jeder Beziehung sollte es auch mal ein bisschen Krach geben, denn sonst wär’s ja langweilig. Mit zwei Gehirnen gedacht und mit vier Augen gesehen, ist das Leben doch viel spannender. Gerade in einer Familie ist es wichtig, dass man miteinander diskutieren und sich auseinandersetzen kann.

Sie haben mal gesagt, ohne Ihre Frau wären Sie nicht da, wo Sie jetzt sind. Wie haben Sie das gemeint?

Erol Sander: Wenn man in der Medienwelt arbeitet, ist es gut, wenn man im Privatleben die nötige Bodenhaftung findet. Denn die Familie erdet. Im Showbusiness ist alles schöner Schein. Doch nicht alles, was glänzt, ist auch Gold. Wenn du dann nach Hause kommst und die Frau drückt dir den Staubsauger in die Hand, dann bist du ganz schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Und man fühlt sich frei.

Wie meinen Sie das?

Erol Sander: Wir Schauspieler sind doch moderne Gladiatoren. Wer im Rampenlicht steht, wird auch viel beobachtet. Die Leute heben dann je nach Gefallen den Daumen nach oben oder unten. Deshalb bin ich froh, dass wir so viele Kinder als Zuschauer haben, rund 4000 pro Vorstellung. Und die heben zum Glück meistens den Daumen nach oben (lacht).

Engagieren Sie sich deshalb auch privat so stark für Kinder?

Erol Sander: Ich liebe Kinder. Und mir macht es unheimlich Spaß, für sie zu spielen. Kinder sind extrem ehrlich und unbestechlich. Wir müssen sie nicht nur beschützen, sondern ihnen auch möglichst lange ihre Kindheit erhalten. Sie behutsam an eigene Erfahrungen heranführen.

Wie sind Sie als Vater, eher streng oder eher der Kumpeltyp?

Erol Sander: Ich bin selber ein Mensch, der sehr geradlinig ist. Deshalb hoffe ich, dass meine Kinder auch geradlinig werden und versuche, sie mit viel Offenheit und Ehrlichkeit zu erziehen. Wenn ich mal nein sage, erkläre ich auch warum. Ich will meinen Kindern nicht nur ein Kumpel sein, sondern ebenso ein Vater, den man alles fragen kann.

Sie sind aber nicht nur sehr kinderlieb sondern haben auch ein Herz für Tiere. Wie verstehen sich Ihre beiden Hunde mit den Kindern?

Erol Sander: Wunderbar. Für uns ist das Zusammenleben mit den Hunden eine echte Bereicherung. Wir haben gemeinsam viel Spaß. Kinder lernen durch den Umgang mit Tieren, ohne Sprache zu kommunizieren, sich mit Gefühl und Berührung zu verständigen. Das finde ich enorm wichtig. Wer weiß; Vielleicht haben wir nächstes Jahr ein drittes Kind und einen dritten Hund (lacht herzhaft) . . .

Vergangenes Jahr waren Sie ja offizieller „Botschafter der Hunde“. Wie kam’s dazu?

Erol Sander: Das war ein Dankeschön an meine Kompagnons. Hunde haben schon immer mein Leben begleitet. Vier hab ich vermittelt, zwei hab ich großgezogen und zwei hab ich heute noch. Das Tolle an Hunden ist, sie sind mit wenig glücklich und geben einem soviel zurück. Und sie sind immer positiv.

Sind wir Menschen denn manchmal zu negativ?

Erol Sander: Wir sollten jedenfalls versuchen, im Kopf sauber zu bleiben. Dass wir uns bei all dem ganzen Stress, den wir heute haben, und bei all den schlechten Nachrichten, die wir täglich hören, trotzdem eine gewisse Unschuld bewahren. Dass wir trotz allem daran arbeiten, positiv zu denken und auf das Gute zu hoffen statt vom schlechtesten Fall auszugehen. Sonst ziehen wir uns irgendwann alle in unsere Löcher zurück, und keiner geht mehr ohne Gewehr vor die Tür.

Apropos Waffen: Wie geht es nach den Wild-West-Spielen für Sie weiter? Was ist Ihr nächstes Projekt?

Erol Sander: Schon fünf Tage nach dem letzten Spieltag in Bad Segeberg geht’s für mich zweieinhalb Monate an den Bosporus, um als Kommissar Mehmet Özakin von der „Mordkommission Istanbul“ vor der Kamera zu stehen. November und Dezember hab ich dann noch ein Projekt, und Januar bis Februar auch.

Wie oft werden Sie dann Ihre Familie sehen?

Erol Sander: Spätestens alle zwei Wochen, darauf legen wir großen Wert. Während der Spielzeit in Bad Segeberg ist meine Familie sogar die ganzen Sommerferien in meiner Nähe. Das ist für uns immer ein Highlight.

Verraten Sie uns: Werden Sie auch 2013 noch mal den „Winnetou“ spielen?

Erol Sander: Wenn die Leute glücklich sind, und das scheinen sie ja zu sein, sehen wir alle kein Hindernis, die Zusammenarbeit zu verlängern. Also solange die Zuschauer das wollen, bin ich hier. Versprochen.

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