Er rettete Hunderte vor dem KZ

Berthold Beitz spricht erstmals über die Jahre von 1942 bis 1944 im besetzten Polen. Vor seinem Aufstieg bei Krupp war Berthold Beitz zwischen 1942 bis 1944 im besetzten Polen kaufmännischer Leiter der Karpathen-Öl AG in der Stadt Boryslaw.

Essen. Berthold Beitz ist eine Symbolfigur des Wirtschaftswunders. Als Grandseigneur und mächtiger Lenker des Krupp-Konzerns hat er seit den 50er Jahren im Licht der Öffentlichkeit gestanden. Mit 94 Jahren fährt er bis heute jeden Tag in einen Altbau neben der Villa Hügel in Essen, um seinen Aufgaben als Vorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung nachzugehen.

Vor seinem Aufstieg bei Krupp war Berthold Beitz zwischen 1942 bis 1944 im besetzten Polen kaufmännischer Leiter der Karpathen-Öl AG in der Stadt Boryslaw. Mindestens 1500 Juden hat er dort gerettet, indem er sie aus den Deportationszügen heraus zur Arbeit im Betrieb anforderte. Er gab ihnen Papiere, in seinem Haus fanden jüdische Kinder Unterschlupf.

Es war eine einsame Zeit, außer seiner Frau Else - im Frühjahr bekommt auch sie den Ehrentitel "Gerechte unter den Völker" - hatte er keine Mitstreiter: "Ich durfte keine Angst haben, sonst wäre mir das gar nicht gelungen."

Es gelang auch nicht immer. Eine junge Polin hatte er schon aus dem Waggon herausgeholt, sie wollte aber ihre Mutter mitnehmen. Das ließ die SS nicht zu: Sie sei zu alt für die Arbeit im Betrieb. Da habe die junge Frau gesagt: "Ist es erlaubt, Herr Direktor, dann gehe ich auch zurück." Sie sei mit ihrer Mutter in den Tod gefahren.

Engelberg Henryk schrieb 1947 aus Krakau: "Wie haben und werden es nie vergessen, dass Sie aus eigener Initiative meine Tochter aus dem plombierten Waggon - dessen Ziel uns damals schon bekannt war - herausgeholt haben, aus demselben Zug, der meine Frau und meinen damals 15-jährigen Sohn in den schrecklichen Tod führte."

Michael Halski schrieb 1963 aus Memphis, Tennessee: "Hinzu kommt, dass die Menschen, derer sie sich annahmen, außerhalb der menschlichen Gesellschaft gestellt und Ihnen vollkommen fremd waren. Und dennoch waren Sie hilfsbereit."

Józef Hirsch schrieb 1973 aus Jerusalem: "Beitz holte von den Waggons ca. 1500 Männer und Frauen und besetzte mit denen die leeren Räume, welche als Arbeitslager für die Ölindustrie ad hoc gegründet wurden. Er sorgte für die Juden im Lager mit Verpflegung und gründete ein spezielles Heim für Familien mit Kindern."

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