Ende der Sendung: Barbara Saleschs letztes Urteil

Nach mehr als 2300 Folgen ihrer Show mit unzähligen Laiendarstellern hängt die TV-Richterin die Robe an den Nagel.

Berlin. Im Namen des Zuschauers: Deutschlands bekannteste Richterin hängt ihre Robe endgültig an den Nagel. Seit 1999 sorgte Barbara Salesch im Nachmittagsprogramm von Sat.1 für Recht und Ordnung. In mehr als 2300 Folgen ihrer populären Gerichtsshow mussten sich unzählige Laiendarsteller von der strengen Juristin mit den roten Haaren in die Schranken weisen lassen.

Doch jetzt ist Schluss mit lustig: Am Freitag (13.4.) läuft um 15 Uhr die letzte Folge von „Richterin Barbara Salesch“. Die resolute Frau zersägte vorher zum Gaudium der Zuschauer ihren Richtertisch. Der Sender muss sich allerdings von einem seiner Aushängeschild trennen. Kurz nach Salesch wird eine weitere Identifikationsfigur von Sat.1 Abschied nehmen, wenn Harald Schmidt die letzte Ausgabe seiner Show präsentiert.

Harald Schmidt und Barbara Salesch: Die beiden stehen für die Pole, zwischen denen sich das Programm von Sat.1 bewegt. Während der erst im vergangenen Herbst wieder zu dem Privatsender gewechselte Schmidt dreimal die Woche zu später Stunde die intellektuellen Zuschauer abholen sollte, bediente Salesch sechsmal die Woche nachmittags mit deutlich mehr Erfolg die weniger anspruchsvolle Klientel.

In der Gerichtsshow der echten Richterin wurden fiktive Fälle mit Laiendarstellern verhandelt, was mal mehr, mal weniger realistisch anmutete. Juristen bemängelten, dass Saleschs turbulente Verhandlungen manchmal wie reiner Klamauk wirkten. Die Beschuldigte verteidigte sich mit dem Argument, dass das Ganze schließlich auch unterhaltsam sein müsse — mehr als 3,5 Millionen Zuschauer zu den besten Zeiten der Sendung gaben Barbara Salesch recht, zuletzt waren es mit rund zwei Millionen Zusehern deutlich weniger.

Jetzt hört die bald 62-jährige Richterin, die vor ihrer TV-Karriere am Landgericht Hamburg Recht sprach, auf und will sich künftig ihrem geliebten Hobby, der Malerei widmen. „Mein letztes Urteil lautet: Es war eine tolle Zeit“, sagt sie über ihre vielen Jahre im Fernsehen. Mit der Justizshow „Richterin Barbara Salesch“, die 1999 als echte Gerichtsverhandlung mit echten Fällen startete und mit einem von Stefan Raab aufgegriffenen Streit um einen Maschendrahtzaun populär wurde, geht kein x-beliebiger TV-Trash zu Ende, sondern ein Format, das in gewissem Sinne Fernsehgeschichte geschrieben hat.

Immerhin war die krude Sat.1-Sendung, die zahlreiche Nachfolger auf den Plan rief, mit ihrer pseudorealistischen Anmutung eine der Keimzellen all der Formate, in denen Drehbuchschreiber der Realtität auf die Sprünge helfen. Auf Saleschs Sendeplatz wird Sat.1 künftig moderner gestrickte „Familien-Fälle“ zeigen, in der es um Menschen geht, die mit der Justiz in Konflikt geraten — die Handlungen gehen jedoch weit über den Gerichtsaal hinaus.

Im Anschluss läuft montags bis samstags wie gehabt „Richter Alexander Hold“ auf Sat.1 — der eloquente Jurist ist damit der letzte Vertreter der klassischen TV-Gerichtsshow, die einst so erfolgreich war, mittlerweile aber zu den aussterbenden Arten gezählt werden muss. Eingefleischten Fans von Barbara Salesch bleibt jedoch ein kleiner Trost: Vormittags wiederholt Sat.1 alte Sendungen mit der resoluten Juristin.

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