Ein Leben für die Kinder von Haiti

Seit gut 30 Jahren engagieren sich Peter Hesse und Carol Guy-James-Barrat in dem Karibik-Staat.

Düsseldorf. Es gibt Menschen, die sind einfach anders. Peter Hesse ist so einer. Wer ihm gegenübersitzt, merkt schnell, Ruhe und Entspannung sind für den 75-Jährigen Fremdworte. Alles, was er anpackt, muss von Erfolg gekrönt sein. Sei es der Familienbetrieb in Erkrath, den er jahrelang leitete, sei es sein Engagement im Arbeitgeberverband.

Das, was Hesse aber zu einem besonderen Menschen macht, ist sein unermüdliches Engagement in Haiti. Seit knapp 30 Jahren bildet die Peter-Hesse-Stiftung vor Ort Vorschullehrer aus. „Das ist eine Herzenssache“, erklärt der 75-Jährige.

Angefangen hat alles bei einer Reise 1981. „Ich liebe Cadence-Musik (eine Art des Mérengue), deshalb hatte es mich in den Karibik-Staat verschlagen“, erinnert sich Hesse. Dort wird er mit der unglaublichen Armut der Menschen konfrontiert. „Ich habe einen richtigen Kulturschock bekommen. Für mich war sofort klar, hier muss ich etwas machen“, so Hesse.

Damals sei er noch richtig naiv gewesen: „Ich dachte, wenn ich 70 Nähmaschinen ins Land bringe und Familien schenke, könnten sich diese künftig selbst ernähren. Das war natürlich ein Trugschluss, schon bei den ersten Problemen wurden die Maschinen verkauft.“ Doch der ehemalige Unternehmer gibt nicht auf. Er gründet seine Stiftung. Als erstes Projekt wird eine Vorschule gebaut.

„Ich habe die Menschen vor Ort gefragt, was sie am dringendsten benötigen. Sie sagten: ,Wir möchten, dass unsere Kinder in die Schule gehen können’“, berichtet er. Während des Baus lernt er Carol Guy-James-Barrat aus Trinidad kennen. Sie ist eine Anhängerin der pädagogischen Ideen Maria Montessoris. In deren Einrichtungen orientieren sich die Bildungsangebote unmittelbar am Kind, und es werden konsequent die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt.

Hesse ist begeistert, und schnell ist die Idee geboren, Lehrer nach diesem Prinzip auszubilden. Das war im Jahre 1984. Seitdem wurden in den Ausbildungszentren mehr als 1000 Lehrer ausgebildet und 36 Schulen gegründet. Aus Hesses Privatvermögen ist bis jetzt mehr als eine Million Euro in die Stiftung geflossen.

Doch auch Hesse hat mit Rückschlägen zu kämpfen. Vor 15 Jahren musste er sich einer Operation am Herzen unterziehen, seitdem darf er nur noch in Regionen reisen, wo eine optimale medizinische Versorgung gesichert ist — Haiti gehört nicht dazu. Vor allem nicht nach dem Erdbeben vor drei Jahren. Auch Einrichtungen der Stiftung wurden zerstört. „Aber glücklicherweise wurde keines unserer Kinder und kein Lehrer getötet. Das ist das Wichtigste“, so Hesse.

Der Rest wurde mühevoll wieder aufgebaut. Anfang Dezember wurde das neue Ausbildungszentrum eingeweiht. Und natürlich war auch Peter Hesse vor Ort, mit ärztlicher Begleitung. Das hat er sich nicht nehmen lassen, schließlich ist dieses Projekt sein Lebenswerk.

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