Dudelsackbauer: Lieber Holzgeruch statt Büromief

In der IT-Branche verdiente Florian Ganslmeier gut. Heute ist er einer der wenigen deutschen Dudelsackbauer.

Düsseldorf. Selbstständigkeit statt Angestelltenverhältnis. Werkzeuge statt IT. Wenn Florian Ganslmeier morgens seine Arbeit beginnt, dann hat die wenig mit seiner früheren zu tun.

Fünf Jahre war der Niederbayer als Diplomingenieur für Informationstechnik bei einem IT-Unternehmen angestellt. Heute pfeift der 32-Jährige auf diesen gut bezahlten Job und baut stattdessen Dudelsäcke.

„Hätte ich auf das Finanzielle geachtet, hätte ich diesen Schritt nicht gemacht“, sagt Ganslmeier. Doch Geld ist nicht alles: In der IT-Branche fühlte er sich nicht mehr wohl. Der Grund waren Umstrukturierungen und Querelen in seinem Unternehmen. „Die Arbeit muss mir Spaß machen und mich erfüllen. Da war der Instrumentenbau eine Alternative“, sagt Ganslmeier.

Dudelsack spielte er bereits seit 15 Jahren, nachdem er das Instrument auf Mittelalter-Märkten kennengelernt hatte. Daraufhin gründete Ganslmeier seine eigene Mittelalter-Band Totus Gaudeo.

Irgendwann probierte er, selbst einen Dudelsack zu bauen. „Ich dachte, das wäre nicht schwierig. Aber man braucht viel Fachwissen und betreibt einen großen Aufwand.“ Nach dem ersten Misserfolg reduzierte der 32-Jährige sein Arbeitspensum bei der IT-Firma und schaute häufiger einem Restaurator über die Schulter.

Ganslmeier kam in Kontakt mit Andreas Rogge, der seit den 1980er Jahren im schwäbischen Tübingen Dudelsäcke baut. „Dort habe ich 2009 meine Ausbildung begonnen.“ Das Handwerk lernte er in Rogges Werkstatt, die Theorie in der Berufsschule. 2011, nach Ende der Ausbildung, machte sich Ganslmeier in der bayrischen Heimat selbstständig. „Ich hätte in Tübingen bleiben können, aber ich wollte keine Wochenenden mehr auf der Autobahn verbringen.“

Zurzeit ist er der einzige hauptberufliche Dudelsackbauer in Bayern — in ganz Deutschland gibt es etwa zehn. 20 der Instrumente stellt er zurzeit pro Jahr her. Ledersäcke nähen oder Rohrblätter, also den schwingende Teil des Mundstücks — bauen. „Es gibt für mich nicht den einen Arbeitstag, ich habe sehr viele verschiedene Tätigkeiten“, sagt Ganslmeier.

Er ist mit sich und seiner zweiten Karriere zufrieden: „Ich habe den Schritt nicht bereut, auch wenn ich jetzt weniger verdiene“, sagt der Dudelsackbauer. Die Werkstatt ist abbezahlt, die Fixkosten daher gering. „Die Meinungen in meinem Umfeld waren nach dem Ausstieg aus der IT-Branche allerdings gespalten.“ Ganslmeier stellte fest, dass jeder zweite Gesprächspartner ebenfalls Ausstiegsgedanken hatte, nur: „Viele haben aber nicht den Mumm dazu.“

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