Drei Knöpfe für Angela Merkel

Porträt: Die Hamburger Designerin Bettina Schoenbach entwirft die farbenfrohen Jacken für die Kanzlerin.

Hamburg. Bettina Schoenbach muss nur die Nachrichten anschalten, um ihre Kreationen in Aktion zu sehen. Denn Fernsehfrauen wie "Tagesthemen"-Moderatorin Caren Miosga, "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers und Sabine Christiansen (jetzt Sat.1) setzen auf die Maßanfertigungen der Hamburger Designerin. Auch in den Einspielfilmen kommt Schoenbach zum Zug: Die Kanzlerin kleidet sie nämlich auch ein.

Als Angela Merkel vor der Bundestagswahl 2005 ihren Stil ändern wollte, fand sie Bettina Schoenbach. Seitdem trug die CDU-Vorsitzende bei zahlreichen Terminen Schoenbachs klassisch-elegante Hosenanzüge mit den Perlmuttknöpfen. Nach dem Fernsehduell gegen Gerhard Schröder und dem Wahlabend feierten die Medien Angela Merkels Wandel von "Kohls Mädchen" und "Prinzessin Eisenherz" zur stilbewussten Lady. Ob Staatsvisiten oder Opernpremieren - seither kleidet sich die Kanzlerin häufig in farbenfrohen Dreiknopf-Blazern zu dunkler Anzughose oder festlicher Abendgarderobe aus dem Hause Schoenbach.

Dieses Design ist eine durchaus heikle Aufgabe. Denn Merkel ist nicht dafür bekannt, dass sie vor einem Termin gern stundenlangen Aufwand betreibt. Auf der anderen Seite gibt es wenige Auftritte, die so scharf beobachtet werden wie die der Kanzlerin.

Von Schoenbach ist dazu nichts zu erfahren, denn Diskretion steht bei ihr an erster Stelle. Was ihre wichtigste Kundin betrifft, hält sich die 49-Jährige professionell bedeckt: "Schweigepflicht wie beim Arzt." Ihr Leitspruch dürfte der studierten Physikerin Merkel entgegenkommen: "Warum soll ich ein sachliches Thema nicht noch besser rüberbringen, weil ich perfekt angezogen bin?" Hat Angela Merkel mittlerweile Spaß an dieser Art der Verpackung bekommen? "Ich glaube schon", sagt die Designerin.

Die hanseatische Zurückhaltung ist die zierliche Modemacherin, die sich kaum schminkt, von klein auf gewohnt. In Hamburg ist sie geboren. Ihre Eltern, ebenfalls aus der Textilbranche, nahmen sie schon als kleines Mädchen mit auf Geschäftsreisen und Messebesuche in Paris, Mailand und New York. "Ich durfte die edlen Stoffe anfassen und auch Modeschauen besuchen. Das war toll für mich."

Mit 16 Jahren ging sie nach Paris, um ein Praktikum bei der damals berühmten Couturière Madame Renata zu absolvieren. Dort lernte sie den Job von der Pike auf: "Am ersten Tag war ich damit beschäftigt, mit einer Zick-Zack-Schere Stoffe für ein Musterbuch zurechtzuschneiden."

Ihre Kundinnen schätzen die individuelle Betreuung eines Couture-Ateliers, für Prominente mit wenig Zeit steht ein Styling-Team bereit, das zu ihnen nach Hause fährt. Auch die Chefin ist dabei, "falls meine Beratung gewünscht wird". Mindestens 1000 Euro kostet ein nach ihrer eigenen Kollektion maßgeschneidertes Teil. Teuer sei das nicht, sagt sie. Hochwertige Stoffe und perfekte Passform kosten nun mal. Die Zusammenarbeit mit der Kanzlerin kam vor vier Jahren auf Empfehlung zustande. Und wie sieht die Mode der Macht aus? "Mode ist vergänglich. Wichtig ist, seinen eigenen Stil zu finden und sich darin wohl zu fühlen." Anders ausgedrückt: "Es soll bekleidet und nicht verkleidet aussehen."

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