Donald Duck zetert auch mit 75

Der bekannteste Erpel der Welt hat weiterhin kein Glück und keine Hose, doch den Mut hat er noch nie verloren.

Entenhausen. Der Onkel hat mehr Geld, der Vetter ist viel schlauer, doch am beliebtesten ist er: Donald Duck. Das Schicksal spielt ihm übel mit. Das Leben ist ihm - ächz, stöhn, seufz - meist Verdruss. Doch Donald, der große Unglücksvogel der Popkultur, erträgt die Gemeinheiten mit Wärme, Witz und Weltklugheit. Am Dienstag wird der liebenswerte Dauerverlierer, die Ente in uns allen, 75 Jahre alt.

Die Popularität des Erpels aus der Produktion des US-Comiczeichners Walt Disney ist ungebrochen, seine allzu menschlichen Unzulänglichkeiten machen den Bürzelträger so sympathisch. Sein Debüt absolvierte Donald Duck am 9. Juni 1934 in dem Disney-Kurzfilm "Little Wise Hen". Die Ente Donald spielte nur die Nebenrolle eines arbeitsscheuen Knechts, den das Schicksal für die Faulheit bestraft - so kennt man ihn bis heute. 1937 begann Donalds Solokarriere in einer eigenen Cartoon-Serie. Der tragische Held watschelt fortan durch ein Paralleluniversum namens Entenhausen, in seinem kleinen Leben zeigt sich Größe.

Der einfältige, aber herzensgute Pechvogel schlägt sich längst nicht mehr allein durch seinen Alltag. Schon 1937 überlässt ihm seine Schwester ihre drei Söhne zur Brutpflege. Gewitzt tanzen ihm die Neffen Tick, Trick und Track seither auf der Nase herum. Mit Daisy Duck bekommt Donald eine weibliche Gefährtin.

Wie intim das Verhältnis ist, wird in den züchtigen Comics freilich nie ausgeleuchtet. Außerdem liebäugelt die Angebetete mit dem versnobten Glückspilz Gustav Gans. Seit gut 60 Jahren ärgert sich Donald über seinen ebenso steinreichen wie geizigen Onkel Dagobert ("Lieber reich und gesund als arm und krank"). Der ist nicht nur der reichste Mann der Welt, sondern ihm fällt im Gegensatz zu Donald auch noch alles in den Schoß.

In Deutschland fand Donald Duck in der vor vier Jahren gestorbenen Erika Fuchs eine geniale Übersetzerin. Den zahlreichen literarischen Verweisen der geistreichen Kunsthistorikerin ist es zu verdanken, dass Donald hierzulande auch Intellektuelle jubeln lässt. In schönster Entenprosa lässt Fuchs ihren Donald etwa beim Blick auf einen Fluss sinnieren: "Wie das rinnt und rieselt! Dahin, dahin! So zerrinnen die Träume, so verrauscht das Glück!"

In seinen 75 Lebensjahren haben wir einiges über Donald Duck erfahren: Er hat mehr als 100 Berufe ausgeübt, aber in keinem davon Erfolg gehabt. Ständig plagt ihn Geldnot, die regelmäßigen Wutausbrüche mit Gequake und Geschnatter helfen ihm nicht weiter.

Viele Fragen aber bleiben offen: Warum hat Donald immer ein Matrosenhemd, aber nie eine Hose an? Warum tragen in Entenhausen nur die Frauen Schuhe? Warum gibt es dort Enten mit Zähnen im Schnabel? Und wie viel Euro sind eigentlich eine Fantastilliarde Taler?

Längst mühen sich Donald-Fans um eine wissenschaftliche Klärung dieser Fragen, in Deutschland hält der Experten-Verein D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus) seit 1977 regelmäßig Kongresse dazu ab. Ein Gründungsmitglied ist der bekannte Klimaforscher Hans von Storch.

Sie legen dabei einen Wissensdrang an den Tag, den Donald Duck in seinen Comics selbst nie hat erkennen lassen. Der Erpel wird in Entenhausen weiter mit Geduld den Unwägbarkeiten des Lebens trotzen und dabei in 25 Jahren sicherlich auch den 100.Geburtstag erleben - schnatter, jubel, klatsch!

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