DJ Ipek geht ihren eigenen Weg

Sie ist Türkin, Lesbe und legt am liebsten in Berliner Clubs auf: Ipek Ipekcioglu widerlegt viele gängige Klischees.

<strong>Berlin. Im Schlabberlook mit ausgebeulter Jogginghose und T-Shirt sitzt die junge Türkin Ipek Ipekcioglu in einem Café und nippt an ihrem Tee. Erkennen würde sie auf Anhieb kaum jemand. "So kann ich mir die Bodyguards sparen", scherzt sie. Die Berliner Szene kennt sie nur als DJ Ipek. Als lesbische Türkin und Discjockey - womit sie so ziemlich allen Klischeebildern widerspricht, die Deutsche von Türken haben.

Die 35-Jährige nannte ihren Musikstil anfangs "Eklektik Arabesk". Genau festlegen lassen will sie sich aber nicht: Immer wieder tauchen orientalische Klänge auf, aber auch Club- und Elektromusik.

Zuerst legte sie im angesagten Berliner Club SO 36 auf. Heute ist sie in ganz Europa, den USA und China unterwegs. Viele Clubs buchen sie, weil es in der Männerdomäne besonders spannend sei, einen weiblichen DJ zu engagieren, sagt sie. Ihre Liebe zur Musik und zum Tanz haben die indischen Bollywoodfilme geweckt. Die sind vor allem unter konservativen Muslimen sehr beliebt, weil in diesen Filmen weder Sex noch Gewalt zu sehen sind.

Geboren wurde Ipek als Tochter türkischer Immigranten 1972 in München. Nach dem frühen Tod des Vaters zog sie zusammen mit ihrer Mutter zuerst nach Dortmund, dann nach Stuttgart und später in die Türkei. Sie selbst nennt sich "Kofferkind". Seit 1982 wohnt sie in Kreuzberg. "Ich liebe Berlin", bekennt sie.

Mit 18 Jahren nahm sie sich eine einjährige Auszeit und reiste nach London, um "sich selbst zu finden". Dort hatte sie ihr Coming-Out. "Das ist kein Leckerbissen - egal in welcher Kultur", beschreibt sie die Entscheidung, sich offen zu ihrer Homosexualität zu bekennen. Ihre Familie habe es aber positiv aufgenommen. Auch in der türkischen Gemeinde gebe es selten Anfeindungen. Sie klingt fast ein wenig erleichtert, wenn sie davon erzählt.

Sie lacht viel und gern. Wenn ihr aber etwas am Herzen liegt, wird die junge Türkin ernst. Vor allem hasst sie Klischees und hat gleich ein Beispiel parat: "Man geht durch Kreuzberg und sieht fünf Frauen mit Kopftuch. Aber die 30 Türkinnen, die ohne rumlaufen, werden nicht wahrgenommen. Dann heißt es: Alle Türkinnen tragen ein Kopftuch."

Ihre Lieblingsfarbe ist Schwarz. Zwischen ihrer schwarzen Jogginghose und dem schwarz-beigen T-Shirt blitzt hin und wieder eines ihrer Tattoos hervor. Es ist ihr Lieblingstattoo und wickelt sich wie ein Gürtel um den Bauch. In verschiedenen Sprachen, darunter Deutsch und Türkisch, hat sie Begriffe wie Weisheit und Hoffnung, aber auch ihre Freundin verewigt: "Lichtblick" steht da auf Indisch.

Beruf Ipek Ipekcioglu verdient nicht nur als DJ ihr Geld. 1997 schloss sie ihr Sozialpädagogik-Studium ab und hat seitdem mehrere Beiträge veröffentlicht.

Auftritte Sie hat schon in vielen bekannten Clubs aufgelegt, unter anderem in New York, Stockholm, Salvador de Bahia, Amsterdam und Ljubljana.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort