Die zwei Leben des Roland Kaiser

Der Schlagerstar ist nach einer Lungentransplantation zurück auf der Bühne. Am Donnerstag wird er 60 Jahre alt.

Münster. 500 Lieder hat Roland Kaiser geschrieben. Jedes einzelne handelt von Liebe und Leidenschaft. „Zweierbeziehungen ziehen sich wie ein roter Faden durch mein musikalisches Leben“, sagt der Star aus Münster. Noch immer pflegt er das Image des Herzensbrechers.

Er ist der Sänger mit den Texten voller angedeuteter Erotik, die auch von braven Hausfrauen mitgesungen werden. Da gibt es Zeilen wie: „Joana, geboren um Liebe zu geben/ Verbotene Träume erleben“. Das kommt auch nach 38 Bühnenjahren an. Am Donnerstag wird der Mann mit dem tiefsten Bass des deutschen Schlagers 60 Jahre alt.

Roland Kaisers Fangemeinde hatte sich in den vergangenen Jahren zuweilen große Sorgen gemacht. Von der unheilbaren Krankheit, die das Leben des Schlager-idols bedrohte, hatten viele noch nie zuvor gehört: chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD.

Im Nachhinein ging Kaiser in Interviews mit sich scharf ins Gericht. Er habe bis zu zwei Schachteln Zigaretten pro Tag geraucht und die Krankheit damit wohl ausgelöst. „Idiotisch“ sei das gewesen. Eine Lungentransplantation rettete den Vater von drei Kindern. Er ist in dritter Ehe mit seiner Frau Silvia verheiratet.

Sein zweites Leben habe am 26. Februar 2010 begonnen, sagte er später. „Seither fühle ich mich wie neugeboren.“ Den Spender kennt er nicht. Kaiser raucht schon seit langer Zeit nicht mehr.

Der gefühlsbetonte Sänger, der mit Balladen wie „Santa Maria“ und „Dich zu lieben“ immer wieder seine Zuhörer rührt, schrieb keinen einzigen Song über seine Krankheit. „Ich möchte mein Publikum nicht mit meiner persönlichen Krankengeschichte behelligen. Ich will es unterhalten und mit einem guten Gefühl nach Hause schicken“, erklärt er. Er sei „unglaublich dankbar“.

Und doch sagt er: „Die Erkrankung ist Teil meines Lebens und liegt nun zum Glück hinter mir.“ Es war nicht die erste schwere Zeit in seinem Leben. Kaiser stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Er wuchs bei einer Pflegemutter auf. Seine leiblichen Eltern hat der gebürtige Berliner nie kennengelernt.

Kaiser will nach vorne schauen und nicht zurück. „Vor fast einem Jahr bin ich auf die Bühne zurückgekehrt. Die Arbeit ist für mich seitdem ein unendlicher Spaß.“ Viele junge Leute könnten alle Texte mitsingen, das sei für ihn ein Phänomen. „Ich finde das faszinierend. Schließlich waren viele von ihnen noch nicht einmal geboren, als ich meine großen Hits hatte.“

Seine Auftritte in der „ZDF-Hitparade“ Ende der 70er Jahre sind in letzter Zeit wieder häufiger im Fernsehen zu sehen. Da trug er gern weiße Discoanzüge oder weit aufgeknöpfte Hemden. Heute sind ein dezenter dunkler Dreiteiler und Sonnenbrille oft die Accessoires des Sängers.

Wenn Kaiser über seinen Erfolg spricht, gibt er sich bescheiden. „Vielleicht liegt es daran, dass ich authentisch bin, mit Spaß und Freude auf der Bühne stehe und das auch bei den Konzerten rüberkommt. Aber das werden viele Andere auch tun, ich halte mich für nichts Besonderes.“

Das ist das Fazit eines Künstlers, der einmal neben dem Job im Autohaus mit Auftritten begonnen — und dann mehr als 90 Millionen Tonträger verkauft hat.

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