Die wahre Miss Universum

Aufenthalt im All: Die Astronautin Sunita Williams hält drei Raumfahrt-Rekorde und läuft an Bord der ISS Marathon. Mit der "Atlantis", die am Sonntagabend nach einem spektakulären Drehmanöver an der ISS andockte, kam ihr Nachfolger ins All. Die Astronautin tauschte ihren Platz mit Clayton Anderson.

<strong>Washington. Die Nasa-Astronautin Sunita Williams ist die wahre Miss Universum. Am 9. Dezember 2006 startete die 41-Jährige mit der Raumfähre "Discovery". Wenn sie mehr als sechs Monate später am 19. Juni mit der "Atlantis" zur Erde zurückkehrt, wird sie drei Raumfahrtrekorde halten. Erstens hat keine Frau vor ihr so lange ohne Unterbrechung im Weltall gelebt. Bereits am kommenden Samstag wird Williams den Rekord der Astronautin Shannon Lucid brechen und mit 189 Tagen einen Tag länger ununterbrochen im All sein als die Kollegin auf der ehemaligen Raumstation Mir. Williams hält außerdem mit vier Außeneinsätzen und einer Arbeitszeit von 29 Stunden und 17 Minuten im freien All zwei weitere Rekorde.

Das Essen im Weltall ist Williams viel zu fad

Dabei hatte "Suni" nur Glück im Unglück. Eigentlich sollte die "Atlantis" sie schon im März abholen. Nachdem ein Hagelsturm den Außentank des Space-Shuttles "Atlantis" beschädigt hatte, musste dessen Start um drei Monate verschoben werden. Williams saß im All fest. Das Nasa-Kontrollzentrum in Houston in Texas tat dann einiges, um sie bei guter Laune zu halten. Der Astronautin mit dem indischen Vater schmeckte beispielsweise die Weltraum-Nahrung viel zu schlapp. In ihrem Nasa-Tagebuch schwärmt sie von japanischem Sushi, asiatischem Curry-Gemüse oder Hühnchen mit Erdnuss-Sauce.

Die leckere Sonderration klatschte an die Bordwand

Ein russischer Progress-Frachter brachte ihr dann eine Sonderration mit: Lachs mit Wasabi, der scharfen grünen japanischen Meerrettichpaste, und Ingwer. Doch die Freude währte nur kurz. Sie habe den Deckel nur einen Millimeter geöffnet, da sei die Mischung rausgeschossen und an die Wand der ISS geflogen, schreibt Williams. "Du kannst dich nicht einfach wegdrehen und denken, das wird schon irgendwann zu Boden fallen. Es fliegt so lange weiter, bis es irgend etwas trifft", beschreibt sie ihr Malheur in der Schwerelosigkeit.

Die 41-Jährige könnte auch den Titel einer Miss Fitness tragen. Vom Triathlon bis zum Windsurfen und Snowboarden ist sie auf der Erde überall dabei. Auf der ISS lief sie am 16. April den Boston Marathon in beachtenswerten 4 Stunden und 24 Minuten mit. Die russischen Langzeitastronauten Oleg Kotow und Fjodor Jurtschichin reichten dazu Orangen-Stücke und feuerten sie an.

Mit der "Atlantis", die am Sonntagabend nach einem spektakulären Drehmanöver an der ISS andockte, kam ihr Nachfolger ins All. Die Astronautin tauschte ihren Platz mit Clayton Anderson (48), der bis Oktober die Besatzung auf der ISS verstärkt.

Wenn Sunita Williams am 19. Juni wieder festen Boden unter den Füßen hat, wird sie auch ihren Mann Michael wiedersehen, den sie beim Physikstudium kennengelernt hatte. Trennungen sind die beiden allerdings gewöhnt, denn sie führen eine Fernehe: Während Sunita in Houston wohnt, arbeitet ihr Mann als Polizist in Oregon an der Westküste. Das Paar hat keine Kinder, aber die Astronautin weist in ihrer Kurzbiografie darauf hin, dass sie mehrere Hunde hält.

Zur Person: Sunita Lyn Williams wurde am 19. September 1965 in Euclid (US-Bundesstaat Ohio) geboren. Ihr Vater stammt aus Indien, ihre Mutter hat jugoslawische Wurzeln. Nach der High School studierte sie Physik.

Zur Ausbildung: Williams wurde zunächst Marinetaucherin und Hubschrauberpilotin. Später bildete sie selbst Piloten aus. 1997 bewarb sie sich bei der Nasa. Seit dem 9. Dezember 2006 kreist sie um die Erde.

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