Die Promi-Geburtstage vom 29. Dezember 2011: Marianne Faithfull

London (dpa) - Marianne Faithfull hat die Höhen und Tiefen des Lebens durchlebt - das hört man auch an ihrer Stimme. Zu ihrem 65. Geburtstag geht es ihr so gut wie nie, sagt sie selbst.

Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebt. Dieser viel gesagte und eigentlich abgenutzte Satz über Marianne Faithfull ist zu ihrem 65. Geburtstag noch immer gültig: Sie war die glamouröse Freundin von Mick Jagger, und lebte obdachlos auf Londons Straßen. Sie besuchte eine Klosterschule, galt als engelsgleiche Schönheit, und verfiel für Jahre dem Alkohol und Heroin. Privat hat sie sich seit langem aus dem Sumpf geholt, und auch die Diagnose Brustkrebs im Jahr 2006 hat sie gemeistert. Mittlerweile gilt sie als Ikone oder Kultstar und hat sowohl unter berühmten Musikerkollegen als auch im jungen Publikum reichlich Fans.

„Ich bin gesund, ungebunden und gehe in meinem Leben völlig auf“, sagte Faithfull Anfang des Jahres in einem Interview mit der Münchner „Abendzeitung“ kurz vor dem Erscheinen eines neuen Albums. „Es ist großartig, dass ich mich voll auf die Kunst konzentrieren kann, dass nichts - keine Sucht, keine Depression, keine schwere Krankheit - mich ablenkt und davon abhält, Musik zu machen.“

Das war den wohl größten Teil ihres Lebens nicht so. Der Vater verließ die Familie, als Faithfull noch ein Kind war. Ihre Mutter, die aus dem österreichischen Adelsgeschlecht der Sacher-Masoch stammte, schickte sie auf eine Klosterschule. Noch als Teenager tauchte die blonde Schönheit in den 1960er Jahren im „Swinging London“ auf und hatte mit „As Tears Go By“ einen frühen Erfolg. Es folgten fünf turbulente Jahre als Freundin von Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger. Bis heute legendär: Bei einer Drogenrazzia wurde sie nur in einen Teppich gehüllt gefunden.

In den 1970er-Jahren ging es für Faithfull ganz weit nach unten. Heroin, Alkohol, Leben auf der Straße. Als sie sich Ende des Jahrzehnts mit der Platte „Broken English“ zurückmeldete und einen überraschenden Erfolg landete, war ihr Gesang ein anderer: Aus der ätherischen, fast flüsternden Stimme war eine brüchige, rauchige, ausdrucksstarke geworden.

Die 80er Jahre brachten vier Alben und wachsenden Erfolg - obwohl die Britin sich nur langsam aus der Drogensucht herauskämpfte und zwischendurch mehrfach dem Tode nahe war. Mehr und mehr versuchte sie sich wie schon in den 60er Jahren als Schauspielerin - und auch hier kam langsam aber sicher der Erfolg. Ihre Auftritte in „Intimacy“ und dann vor allem als ins Rotlichtmilieu umsteigende Hausfrau in „Irina Palm“ brachten großes Kritikerlob.

Heute wird Faithfull als eine Überlebende gesehen, die Dank ihrer Erfahrungen wie nur wenige andere Schmerz ausdrücken kann. Ihr Timbre habe erst reifen müssen, sagte sie selbst einmal über ihre markante Stimme, die von jahrzehntelangem Rauchen geprägt ist. Immer wieder betont sie, wie sehr sie es bereut, einen Großteil ihres Lebens an die Drogen verloren zu haben. Heute hat sie vor allem ein Ziel: Noch möglichst lange leben und arbeiten.

Den Anschluss an die Zeit behält sie auch Dank junger und älterer Kollegen, die ihre Fans sind und die von ihr unterstützt werden. Mit Beck, Blur, Metallica, Nick Cave, Jarvis Cocker und Rufus Wainwright hat sie zusammengearbeitet. Auch zu den Stones hat sie noch Kontakt. Weiterarbeiten müsse sie auch deshalb, weil sie in früheren Jahren nichts für ihr Alter gespart habe. Eigentlich ist alles ziemlich gut momentan. Faithfull: „Bin ich eine angesagte alte Tante? Schon möglich. Und ich bin stolz darauf.“

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