Die Promi-Geburtstage vom 14. Dezember 2011: Jane Birkin

Paris (dpa) - Ist Jane Birkin nun die französischste unter den englischen Schauspielerinnen oder die englischste unter den französischen Darstellerinnen?

Ihren Akzent, mit dem sie 1969 lasziv „Je t'aime, moi non plus“ ins Mikrofon hauchte, hat die Schauspielerin und Sängerin auch nach mehr als 40 Jahren in ihrer Wahlheimat Frankreich nicht verloren. Dabei war die gebürtige Londonerin mit zwei waschechten Franzosen verheiratet und wohnt im Quartier Latin mitten in Paris. Jane Birkin, die heute 65 wird, ist immer noch die Lieblingsengländerin der Franzosen.

Dieser Akzent, diese Zahnlücke: Was bei Jane Birkin (vor allem in Frankreich) zuerst auffällt, ist schwer zu sagen. Sicher ist, dass sie eine Ausnahmeerscheinung ist. Ihren mädchenhaften Charakter hat sich die Mutter von drei Töchtern - von drei verschiedenen Männern - über all die Jahre bewahrt. Und noch als Großmutter trägt sie mit Vorliebe Turnschuhe, weiße Männerhemden und Jeans.

Zwei Dinge haben sich jedoch verändert: Ihre Haare trägt sie seit einigen Jahren ganz kurz. Dadurch wirkt sie noch knabenhafter. Zudem ist sie wortbrüchig geworden. Sie singt heute mehr denn je, obwohl sie damit vor über 20 Jahren aufhören wollte. „Ich lebe allein. Reisen und Singen sind eine Droge gegen die Einsamkeit“, sagte „la Birkin“ in einem Interview. Erst vor drei Jahren war sie mit ihrer neuen CD „Enfants d'Hiver“ auf Welttournee, auch in Deutschland.

Ihr gestöhnter Sechziger-Jahre-Song „Je t'aime, moi non plus...“ hat sie über Nacht zum Star gemacht. Birkin war damals 22, als sie mit Serge Gainsbourg, dem Enfant terrible der französischen Musikwelt, zur Aufnahme ins Studio ging. Eigentlich hatte der Sänger und Texter das Lied für Brigitte Bardot geschrieben und auch schon aufgenommen. Doch B.B. bekam Angst vor der eigenen Courage. Gainsbourg produzierte erneut und stöhnte mit Birkin ins Mikrofon.

Damit begann ihre Karriere in Frankreich - und ihre Beziehung mit dem Frauenhelden. Die beiden heirateten, bekamen eine Tochter (Charlotte Gainsbourg, heute selbst Sängerin und Schauspielerin), blieben zwölf Jahre zusammen und nahmen auch nach der Trennung noch viele gemeinsame Lieder auf. Als Gainsbourg im März 1991 starb, verkündete Birkin: „Ich werde nie mehr singen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit anderen Leuten eine Aufnahme zu machen.“ Sie tat es dennoch. Nur das Skandallied singt sie nicht mehr.

Neben Musik hat sie mehr als 70 Filme gemacht. In Michelangelo Antonionis „Blow up“ spielte sie ein Fotomodell, nur bekleidet mit Kniestrümpfen, in dem prickelnden und erotischen Thriller „Der Swimmingpool“ ist sie an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon zu sehen und in dem unterhaltsamen Detektiv-Film „Tod auf dem Nil“ neben Peter Ustinov. Eine ihrer besten ernsten Rollen spielte sie 1991 neben Michel Piccoli in dem in Cannes mit dem Jury-Preis ausgezeichneten Film „Die schöne Querulantin“ von Jacques Rivette.

Die Lieblingsengländerin der Franzosen ist aber noch in anderer Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Ihren Erfolgen zum Trotz ist sie immer bescheiden geblieben. Birkin hat keine besonders eindrucksvolle Stimme. Das weiß sie. „Als junges Mädchen war ich vielleicht hübsch, aber nicht besonders interessant. Keiner wäre auf die Idee gekommen zu sagen: Aus der Frau wird mal was Tolles. Serge Gainsbourg hatte die Idee, mit mir einen Song aufzunehmen, obwohl ich keine besonders ausdrucksvolle Stimme hatte“, wie sie in einem Interview der Zeitschrift „Elle“ vor zwei Jahren sagte.

Birkin liebt das Risiko. Immer habe sie Dinge ausprobiert, die man ihr nicht zugetraut hätte, so sei sie auch zum Theater gekommen, wie sie in dem Interview offen sagte. Kann man mehr Bescheidenheit und Aufrichtigkeit von einer Künstlerin verlangen?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort