Die Promi-Geburtstage vom 12. Januar 2012: Florian Havemann

Berlin (dpa) - Florian Havemann ist der Sohn des berühmtesten früheren DDR-Dissidenten Robert Havemann. Die Rolle als „der Sohn von“ hat das Leben des Berliner Schriftstellers geprägt wie nichts anderes.

2007 schrieb er sich in einem umstrittenen „Tatsachenroman“ den Übervater von der Seele.

Am Donnerstag wird Florian Havemann 60 Jahre alt. Und fühlt sich mit sich im Reinen. „Ich habe nicht die Absicht, das loszuwerden“, sagt er. In seiner 1100 Seiten starken Dreigenerationen-Biografie „Havemann“ hatte der Autor den 1982 gestorbenen Vater, das Aushängeschild der DDR-Regimekritiker, als Säufer und Weiberhelden geschildert - „ein kleines, triebgesteuertes Männchen“, schrieb er. Dem Liedermacher Wolf Biermann unterstellte er eine Beziehung zu Margot Honecker, der Frau des früheren DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker.

Das Buch löste einen Wirbel der Entrüstung aus. Der Suhrkamp Verlag zog es nach wenigen Wochen vom Markt zurück, weil sich mehrere Menschen durch Havemanns Behauptungen in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt sahen. Zunächst wurde das Buch mit geschwärzten Passagen ins Internet gestellt. Nach drei Prozessen erschien eine gekürzte Auflage, die inzwischen jedoch vergriffen ist.

„Ich hätte das Buch nicht anders schreiben können, sonst hätte es für mich keinen Sinn gehabt“, sagt Havemann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Sehr viele Leser seien begeistert gewesen. „Nach und nach haben die Leute erkannt, dass es sich um ein Stück Literatur handelt und man andere Maßstäbe anlegen muss.“

Für bittere Gefühle hatte zuvor schon Havemanns Flucht in den Westen gesorgt. Der später selbst ausgebürgerte Liedermacher Biermann warf dem damals 19-Jährigen in dem Song „Enfant Perdu“ (Verschwundenes Kind) Verrat an der gemeinsamen Sache vor: „Wer abhaut aus dem Osten/Der ist auf unsere Kosten/von sich selber abgehaun.“ Dabei hatte „Flori Have“ schon als 16-Jähriger als einer der wenigen in der DDR gegen die gewaltsame Beendigung des Prager Frühlings protestiert und dafür eine Haftstrafe kassiert.

Heute ist der gebürtige Berliner im Bundestag Berater von Linken-Fraktionschef Gregor Gysi, der in der DDR der Anwalt seines Vaters war. Daneben arbeitet er als Künstler, hat mit Freunden gerade eine Galerie eröffnet und ist Herausgeber der (im Augenblick allerdings ruhenden) Internet-„Zeitschrift für unfertige Gedanken“.

Zehn Jahre lang war er gewählter Laienrichter am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg und bewarb sich 2002 - ausgerechnet bei der SED-Nachfolgepartei PDS - um eine Bundestagskandidatur. „Mein Großvater hat auch auf allen möglichen Hochzeiten getanzt, mein Vater ja auch“, sagt er. „Ich stehe da in einer Reihe.“

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