Die Lottofee mit der Föhnfrisur

Drei Jahrzehnte präsentierte Karin Tietze-Ludwig die Glückzahlen. Am Dienstag feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Frankfurt. Sie besitzt weder Zauberstab noch magische Kraft und hat sich dennoch als Fee einen Namen gemacht. Als Lottofee jedenfalls, die den Fernsehzuschauern mehr als drei Jahrzehnte die aktuellen Gewinnzahlen verkündete.

Dass es meist nicht die ideale Zahlenkombination war, nahm der deutsche Lottospieler Karin Tietze-Ludwig nicht krumm. Noch Jahre nach ihrem TV-Abschied 1998 trudelte beim Hessischen Rundfunk (HR) Fanpost ein. Am Dienstag feiert die Lottofee, die einst zu den bekanntesten Deutschen zählte, ihren 70. Geburtstag.

Ursprünglich hatte die in Siegen geborene und in Biedenkopf an der Lahn aufgewachsene Karin Tietze-Ludwig andere Pläne. Stewardess wollte sie werden und herumkommen in der Welt.

Doch ihr Vater, ein Offizier, legte erfolgreich sein Veto ein. Mit ihrem Job als Fremdsprachensekretärin einer Fluggesellschaft gab sich die junge Frau dann aber auch nicht zufrieden. Sie nahm Sprechunterricht und ergatterte 1964 einen Job als Ansagerin beim Hessischen Rundfunk, wo sie auch ihren späteren Ehemann, einen Journalisten, kennenlernte.

Deutschlandweit bekannt wurde Karin Tietze-Ludwig, als sie im August 1967 ihren Dienst an der ARD-Lottotrommel antrat, wobei sie sich zunächst noch mit ihrer brünetten Kollegin Karin Dinslage abwechselte. Aufgeregt war sie anfangs schon, gab Tietze-Ludwig später in einem Interview mit „Lotto Hessen“ zu. „Mir ging dauernd durch den Kopf, dass es um sehr viel Geld geht und dass ich mich daher auf keinen Fall versprechen darf.“

Geleistet hat sie sich nach eigenen Worten in all den Jahren nur einen Patzer: Irritiert von einer Lichtreflektion im Studio verwechselte sie einmal die sechs mit einer neun.

Das Drumherum der Lottoziehung änderte sich im Laufe der Zeit. So musste die Lottofee die Gewinnzahlen anfangs auch noch per Hand auf kleinen Holztäfelchen präsentieren. Was sich aber nicht änderte, war ihr charmantes Lächeln und ihre adrette Erscheinung. Mit Föhnfrisur, Bluse und perfekt sitzendem Make up wurde Karin Tietze-Ludwig zum Inbegriff von Seriosität und mancher Zuschauerin zum modischen Vorbild.

Andere hofften, dem Glück mit ihrer Hilfe auf die Sprünge zu helfen. „Da wurden mir Häuser, Autos, Weltreisen oder eine prozentuale Beteiligung versprochen“, erzählt die Moderatorin gern in Interviews. Ein ganzes Buch hat sie über solche Anekdoten geschrieben.

Über ihr Privatleben plaudert die mittlerweile verwitwete Mutter eines erwachsenen Sohnes nicht so gerne. Homestorys sind nicht ihr Ding. Denn obwohl sie als Lottofee jahrzehntelang zu den bekanntesten Deutschen zählte, machte Karin Tietze-Ludwig nie viel Aufhebens um ihre Person. Als Blondine erfülle sie eben die Voraussetzung für eine Fee, sagte sie augenzwinkernd, als sie in einem Interview einmal auf ihre Beliebtheit angesprochen wurde.

Um wieder mehr Zeit für ihr Privatleben zu haben, übergab Tietze-Ludwig im Januar 1998 das Ruder an Franziska Reichenbacher. Seither ist sie nur noch selten auf dem Bildschirm zu sehen. Sie reist lieber, geht ins Theater, spielt Golf und genießt ihr Haus bei Frankfurt. „Glück ist schon, wenn man gesund ist und noch einigermaßen in Frieden leben kann“, sagte sie. Und mit dem Glück kennt sich eine Lottofee ja aus.

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