Die Lady an der Tür der Nobel-Bar

Heike Wingenfeld steht vor der Frankfurter „Sansibar“ ihren Mann. Sie war eine der ersten Türsteherinnen.

Frankfurt. Gegen bettelnde oder gar winselnde Männer ist Heike Wingenfeld immun. Die 45-Jährige ist Türsteherin der Nobel-Disko "Sansibar" im Frankfurter Bankenviertel. Und wer nicht den Vorstellungen ihres Chefs von "trendy" entspricht, der hat bei ihr keine Chance. Wingenfeld, seit nunmehr 21 Jahren in dem Business und damit eine der ersten Türsteherinnen bundesweit, wirkt dabei gar nicht burschikos. Das schlanke Ex-Model ist blond, 1,85 Meter groß und top gestylt. Als Frau sieht sie sich im Umgang mit den Gästen gegenüber manch männlichem Türsteher im Vorteil.

"Das Problem der Männer ist dieses Machtgefühl. Die merken gar nicht, dass das nur die Position ist und nach ihnen persönlich kein Hahn kräht", meint Wingenfeld. Sie selbst, unter der Woche Sekretärin des Landesdirektors einer großen Versicherung, nimmt ihren Nebenjob nicht so ernst. Das sei für sie ein "witziger Ausgleich". Jedem auch noch so schludrig gekleideten Besucher begegnet sie freundlich. Ihr Spruch "Du passt leider nicht in den Club" kommt aber stets bestimmt - ohne Mitleid.

In all den Jahren hat Wingenfeld, die in der Regel als "Türchefin" der Security-Truppe vorsteht, viel erlebt. Das Schlimmste: eine Männerfaust, der sie gerade noch ausweichen konnte. Abgewiesene Männer reagierten meistens trotzig, manchmal auch unflätig. Schlimmer seien aber oft die Frauen: "Die werden total zickig."

Mal ist Wingenfeld, die über einen "Knopf" im Ohr mit ihren Kollegen Kontakt hält, an der Vordertür postiert, mal vor dem Vip-Bereich. Wer hier hinein will, muss auf der Gästeliste stehen oder berühmt sein - und hat Verzehrpflicht. "Champagner aufwärts" müsse hier getrunken werden, sagt Wingenfeld. Promis wie Michael Schumacher und Michael Ballack waren schon in der "Sansibar". Wingenfeld "scannt" mit ihren üppig geschminkten Augen den Laden. "Da kommt ein Eintracht-Spieler und da einer vom FSV."

An der Vip-Tür bekommt sie pro Nacht geschätzte 500 Bussis von Frankfurts Hippen, Reichen und Schönen. "Ich habe nachher sämtliche Düfte im Gesicht." Das gehöre zum Geschäft, sagt sie tapfer. "Auch das Gute-Laune-Verbreiten, auch wenn man mal gar keine gute Laune hat", ergänzt sie und zwinkert einem Gast zu - "mir geht’s super, Schatzerl". Schmatz. "Ich nenn’ sie alle Schatzi oder Schatzerl, ich möchte mir nicht alle Namen merken", sagt sie trocken.

Ihre geballte Erfahrung "an der Tür" setzt Wingenfeld nun in eine neue Geschäftsidee um. Im Januar will sie ihre eigene Türsteher-Schule eröffnen: "Es gibt so viele schlechte Türsteher." Darum biete sie Kurse an, "wie man richtig aussortiert und mit den Gästen umgeht".

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