Die geheimnisvolle Blonde

Die Schauspielerin Barbara Rudnik (50) starb am Samstag an Krebs. 2008 machte sie die Erkrankung öffentlich und behielt ihren Mut.

München. Es war die Rolle der kühl-gefassten Frau in schwierigen Lebenslagen, die Barbara Rudnik perfekt beherrschte - ob als abgearbeitete Festzelt-Bedienung im Kinofilm "Oktoberfest", als Willy Brandts Ehefrau Rut im ARD-Zweiteiler "Schatten der Macht" oder als Polizeipsychologin in der ZDF-Krimi-Serie "Solo für Schwarz". Mit ihrem Lebensmut imponierte sie bis zuletzt, als sie schon schwer gezeichnet war vom heimtückischen Krebs. Am Samstag starb Rudnik im Krankenhaus im Beisein von Freunden und Familie. Am 27.Juli wäre sie 51 Jahre alt geworden.

Dem ersten Anschein nach war sie die kühle Blonde, doch beim zweiten Blick wurde schnell klar, dass sich hinter dem souveränen Äußeren starke Gefühle, Verletzlichkeit und eine besondere erotische Ausstrahlung verbargen. Die typischen Klischees der mädchenhaften, gefühlvollen Frau erfüllte sie nicht. "Schon als Kind war ich lieber auf dem Hof, wo die Autos repariert wurden, und nicht in der Küche bei den Frauen, die Speisen herrichteten", schrieb sie in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit".

Ihre ersten Schritte beim Film machte Rudnik in München. Filmhochschüler entdeckten die hübsche Tochter eines Drehers und einer Näherin in einem Eiscafé. 1982 war sie in Beate Klöckners Film "Kopfschuss" bei den Filmfestspielen in Cannes zu sehen. Auch in Münchner Off-Theatern trat sie immer wieder auf. Es folgten Rollen in Filmen wie "Tausend Augen" von Hans Christoph Blumenberg, "Der Unsichtbare" von Ulf Miehe und französische Streifen wie "Douce France". Bald wurde die blonde Schauspielerin mit den blau-grauen Augen, den hohen Wangenknochen und der starken Ausstrahlung als neue Lauren Bacall gefeiert.

2005 erfuhr Rudnik von ihrer Brustkrebserkrankung, die sie dann fast eineinhalb Jahre geheim hielt. Wieviel Disziplin sie bei der Arbeit aufbrachte, wurde im April 2008 klar, als sie ihre Erkrankung öffentlich machte. "Ich habe mir die bösartigste Krebsart ausgesucht, die es gibt", sagte sie der Illustrierten "Bunte". Die Chemotherapie schlug an, doch drei Monate später kehrte die tückische Krankheit zurück. Weitere Behandlungen folgten, die Rudnik schwer zu schaffen machten.

Tapfer drehte sie Filme wie Til Schweigers Erfolgskomödie "Keinohrhasen", den ZDF-Psychothriller "Der fremde Gast" oder Folgen der ARD-Krimireihe "Commissario Laurenti". Auch diesen Figuren verlieh Barbara Rudnik Gradlinigkeit und Tiefe.

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