„Die Diagnose HIV hat mich umgehauen“

Acht Jahre nach der Infektion entdeckte Doreen, dass sie HIV hat. Zum Welt-Aids-Tag wünscht sie sich mehr Aufklärung.

Berlin. Doreen (33) strahlt. „Mir geht es echt gut. Ich genieße heute das Leben mehr als vorher“, sagt die junge Frau, die seit acht Jahren mit dem Befund HIV-positiv lebt und jeden Tag Tabletten schluckt, um den Immunschwäche-Erreger in Zaum zu halten.

Acht weitere Jahre hat Doreen, die sich an der Kampagne zum Welt-Aids-Tag am Sonntag beteiligt, von der Infektion nicht mal etwas geahnt. Angesteckt hat sie sich bei ihrer ersten großen Liebe mit 17 Jahren. Zehn Monate waren die beiden zusammen, verhüteten nach einiger Zeit mit Pille statt mit Kondom.

„Dass er nebenher noch andere Affären hatte, hab’ ich erst später erfahren.“ Heute kann sie das mit einem Lächeln sagen. „Damals hat es mich umgehauen, als ich von der Diagnose erfuhr. Ich konnte es mir überhaupt nicht vorstellen, dass HIV oder Aids etwas mit mir zu tun haben sollten.“

Als junge Frau mit festem Freund gehört Doreen zur kleinsten Gruppe derer, die sich mit dem Aids-Erreger infizieren. Nach wie vor sind es vor allem junge, homosexuelle Männer. Und auch nach Jahren intensiver Aufklärung bleibt die Zahl der Neuinfektionen hoch. „Das HI-Virus hat wegen der neuen Therapien für viele ein Stück des Schreckens verloren. Und gerade die jüngere Generation hat das große Sterben nicht mehr mitgekriegt“, sagt Viviane Bremer vom Robert Koch-Institut (RKI).

Inwieweit sich tatsächlich beim Sex wieder größere Sorglosigkeit breitmacht, dazu soll es im kommenden Sommer konkrete Zahlen geben: Dann wird das RKI eine Internetbefragung ausgewertet haben, in der homosexuelle Männer Auskunft geben über die Zahl ihrer Sex-Partner und Verhütung.

Alle Teilnehmer erhalten einen Gutschein für einen unkomplizierten Bluttest. „Es ist hilfreich für uns, denn wir bekommen belastbare Zahlen darüber, wie hoch der Anteil der Befragten ist, die infiziert sind und nichts davon wussten“, sagt Bremer.

Doreen, seit 16 Jahren infiziert

Auch Doreen, die zum Welt-Aids-Tag ehrenamtlich in Braunschweiger Schulen über ihr Schicksal erzählt, will sich künftig für mehr HIV-Aufklärung im Web engagieren — mit selbstgemachten Videos. „Um auf die Diskriminierungen und Vorurteile aufmerksam zu machen, mit denen HIV-Positive immer noch zu kämpfen haben — beim Arzt, unter Kollegen und Freunden.“

Jahre, nachdem ihr Leben durch die Diagnose auf den Kopf gestellt wurde, hat sich für sie vieles in Job, Freundeskreis und Familie wieder glücklich zusammengefügt. „Und mein größter Wunsch ist auch in Erfüllung gegangen“, sagt sie: „Ich bin riesiger Sarah-Connor-Fan. Ihre Musik hat mir geholfen, als es mir schlecht ging. Und auf den Kampagnen-Fotos ist Sarah nun an meiner Seite. Das ist grandios!“

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