Das Ende der Babypause für Politikerin Müller

Hildegard Müller hat 15 Monate als Staatsministerin pausiert. Ab Januar arbeitet sie wieder im Kanzleramt.

Berlin/Düsseldorf. Das Jakob-Kaiser-Haus am Spreeufer, in dem die Bundestagsabgeordneten ihre Büros haben, liegt im Dunkeln. Viele sind schon nach Hause gegangen. Hildegard Müller sitzt noch an ihrem Schreibtisch. Sie streicht mit der Hand durch ihr braunes Haar, zupft ihren roten Blazer zurecht, schlägt die Beine übereinander und atmet durch. Der Tag ist stressig gewesen. Sitzungswoche. "Dann sind die Tage immer besonders lang", sagt sie.

Hektisch wirkt die 40-jährige CDU-Politikerin trotzdem nicht. 15 Monate lang hat sie nach der Geburt von Töchterchen Sarah ihr Amt als Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin ruhen lassen, ihr Bundestags-Mandat aber weiter ausgeübt. "Meine Tochter hat, glaube ich, nicht den Eindruck gehabt, dass ich sie vernachlässige. Das soll auch so bleiben", sagt Hildegard Müller.

"Die Zeit, in der ich nur in den Sitzungswochen in Berlin und sonst vor allem in Düsseldorf war, hat mich ruhiger gemacht und meinen Blick geweitet", sagt Müller. "Ich lasse mich nicht mehr von jeder Aufgeregtheit infizieren." Von der politischen Bühne ganz verschwunden war sie nie. Anderthalb Monate nach der Geburt ihrer Tochter war sie erneut ins CDU-Präsidium gewählt worden.

SMS, Fax, E-Mail - auch fernab des Kanzleramts war Hildegard Müller stets im Bilde. Mit ihrem Vertreter Hans Bernhard Beus besprach sie sich regelmäßig. Dennoch: "Ich weiß, dass es ein Risiko war, das Ministeramt ruhen zu lassen", sagt sie. Politik sei schnelllebig, ein Name in 15 Monaten rasch vergessen. "Doch ich habe mich bewusst dafür entschieden, ein Kind zu bekommen." Mit allen Konsequenzen - auch für die eigenen Karrierepläne, über die Müller nicht reden mag.

Dass das Wirtschaftsmagazin "Impulse" sie mitten in ihrer Babypause zur besten Wirtschaftspolitikerin unter 45 Jahren kürte, entlockt ihr nur ein Lächeln. Dass ihr Name fällt, wenn es um den Geschäftsführer-Posten beim BDI geht, kommentiert sie nicht. "Wir sind alle auf Zeit gewählt", sagt sie nur. "Derzeit ist mein Beruf eine einmalige Chance." Nur das Jetzt zählt. Jetzt: Das ist die Vorbereitung auf ihre Rückkehr.

Dazu gehört auch der Austausch mit der Bundeskanzlerin. "Unser Verhältnis ist vertrauensvoll", sagt Müller. Angela Merkel habe die Entscheidung, dass sie ihr Amt ruhen lassen wolle, voll mitgetragen. Die Kanzlerin war die erste in Berlin, die von der Schwangerschaft erfuhr.

Karriere Seit 2002 ist die Düsseldorferin Mitglied des Bundestags. Zuvor hatte sie als Abteilungsleiterin bei der Dresdner Bank gearbeitet und war vier Jahre lang Vorsitzende der Jungen Union. Im November 2005 berief Kanzlerin Merkel sie zur Staatsministerin. Müller ist zuständig für die Koordination von Bund und Ländern sowie den Bürokratieabbau.

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