Clemens Schick: Vom Kloster ins Casino Royale

Porträt: Clemens Schick wollte zunächst Mönch werden, startete dann aber als Schauspieler durch.

Berlin. Ein Krimi-Held darf inzwischen manches sein, nur eines eigentlich nicht: krank. Doch auch damit ist es jetzt vorbei. "Ich bin vielleicht der erste kranke Ermittler überhaupt", nickt der Schauspieler Clemens Schick. Von heute an ist er zwölf Folgen lang in der neuen ProSieben-Serie "Unschuldig" zu sehen. Dort ist Kollegin Alexandra Neldel nun nicht mehr "Verliebt in Berlin", sondern paukt als couragierte Anwältin von Folge zu Folge Unschuldige aus dem Gefängnis.

An ihrer Seite, leicht düster, aus dem Polizeidienst geflogen, da er zu oft über die Stränge schlug: Clemens Schick als Marco Lorenz. Auf den ersten Blick scheint er ein harter Macho und notorischer Frauen-Vernascher, tief drinnen aber ist er krank. Herzkrank auf den Tod. Die Lebenszeit, die ihm Ärzte zugestanden haben, ist eigentlich schon abgelaufen. "Aber diese ersten zwölf Folgen überlebe ich noch mal", grinst der 35-Jährige.

Erst wusste er gar nicht so recht, ob er lieber auf die Bühne oder ins Kloster gehen sollte. Nach einem Jahr Schauspielschule meldete er sich jedenfalls bei der ökumenischen Bruderschaft von Taizé und wollte Mönche werden: "Mit war alles zu konventionell, zu angepasst, zu kapitalistisch." Fünf Monate hat er in dem französischen Kloster bei Lyon hospitiert, dann winkten die Confrères ab: "Werde lieber Schauspieler!" Er folgte diesem Rat und hat es nie bereut.

Rasch ist Schick ein angesehener Theatermann geworden, hat in Berlin, Hannover, anderswo so ziemlich alles gespielt, was gut und renommiert ist. Vom Film hatte er zunächst nicht viel wissen wollen, hatte gedacht: "Damit fange ich an, wenn ich reif bin für die Väterrollen."

Doch der Erfolg kam für den Schauspieler, der als Vorbilder Jean-Paul Belmondo (beruflich) und Franz von Assisi (Lebensführung) nennt, auch auf der großen Leinwand mit Vollgas. Im jüngsten James Bond-Film "Casino Royale" spielte er den Killer Kratt mit Schlangenblick. Er gibt zu, dass ihn die Rolle nicht gerade überfordert hat. Spannend sei vor allem die Erfahrung der neun Drehwochen gewesen: "Ich habe gestaunt, wie bescheiden und professionell wirklich große Stars arbeiten."

Die Gage hingegen war so toll nicht. Dafür hat er bei "Unschuldig" zum ersten Mal mehr verdient, "als ich ausgeben kann", und das sei kein so schlechtes Gefühl. Und das Geldverdienen in seiner ersten Serienrolle machte noch zusätzlich Spaß, weil er Motorrad fahren und Schießen lernen durfte - wie ein kleiner Junge, der sich im Krimi-Land richtig austobt.

Aber am meisten hat ihn denn doch gereizt, seinen Ex-Cop Marco im attraktiven Zwielicht anzusiedeln. Denn "einen Helden nur heldisch, einen Schurken nur schurkisch zu spielen, ist doch langweilig, für den Schauspieler und für den Zuschauer auch." Schließlich hat er im vorigen Sommer bei den Salzburger Festspielen selbst dem "Tod" im "Jedermann" anrührende Züge mitgegeben.

Ihn selbst rührt von allen zwölf "Unschuldig"-Fällen am meisten die Geschichte einer Kindesentführung, die Angst der Eltern um ihr Kind. Da meldet sich der Familienmensch bei ihm, schließlich hat er eine Schwester und drei Brüder, einer davon sein Zwilling. An ihnen hängt der Wahlberliner aus Tübingen sehr, auch wenn er im Familienkreis als Schauspieler eine Art Exot ist: "Alle sind eingefleischte Juristen. Nur ich bin einen anderen Weg gegangen."

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