Charlotte Link: Weg vom Kitsch

Die Autorin hat den Sender gewechselt: Die ARD hat ihren Roman „Das andere Kind“ aufwändig verfilmt.

Frau Link, die ARD hat Ihren Roman „Das andere Kind“ als Zweiteiler verfilmt. Sind Sie zufrieden mit der Umsetzung?

Charlotte Link: Ich bin sehr viel zufriedener als bei den meisten Verfilmungen vorher. Richtig glücklich bin ich mit der Besetzung. Viele Rollen hat man mit englischen Schauspielern besetzt — das macht den Film, der in England spielt, sehr authentisch.

Die bisherigen, recht kitschigen ZDF-Adaptionen Ihrer Bücher mochten Sie nicht?

Link: Es gab zwischen mir und dem ZDF unterschiedliche Ansichten, wie die Filme aussehen sollen — das war irgendwann nicht mehr vereinbar. Ich habe mich oft in eine Richtung gedreht gefühlt, in die ich nicht wollte.

Aber Sie haben sicher von den hohen Zuschauerzahlen profitiert — das hat Ihnen bestimmt neue Leser zugeführt?

Link: Es war eher so, dass durch die sehr weichgezeichneten Filme ein schiefes Bild entstand. Leute, die meine Bücher aufgrund der Filme gekauft haben, waren verärgert, weil die Bücher anders waren. Leser, die meine Bücher kannten, waren enttäuscht, weil die Filme nicht den Büchern entsprachen. Und alle haben sich bei mir beschwert — ein unerfreulicher Zustand.

Haben Sie sich nach diesen Erfahrungen ein Mitspracherecht bei der Adaption von „Das andere Kind“ ausbedungen?

Link: Ein vertraglich gesichertes Mitspracherecht hatte ich nicht, aber wir haben auf einer Vertrauensbasis sehr gut miteinander kooperiert. Ich habe im Vorfeld mit dem Produzenten Nico Hofmann, dem Regisseur und dem Drehbuchautor gesprochen und allen genau erklärt, wohin ich nicht möchte. Ich hatte das Gefühl, dass das verstanden wurde und dass ich den Leuten vertrauen kann.

Die Macher haben Ihren Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt, sehr aufwändig verfilmt. Macht Sie das stolz?

Link: Ehrlich gesagt: ja. Aber ich war auch sehr angespannt, weil ich unter den Verfilmungen meiner Bücher in letzter Zeit etwas gelitten habe. Ich hatte zuvor einen Punkt erreicht, wo ich dachte: Lieber nie wieder eine Verfilmung, als noch eine, mit der ich nicht glücklich bin.

Wie geht es nach dem Senderwechsel weiter mit neuen Verfilmungen Ihrer Bücher?

Link: Der Verlag hat auch das Buch „Die letzte Spur“ an die Macher von „Das andere Kind“ verkauft, dafür wird gerade das Drehbuch erstellt. Dann sehe ich weiter.

Werden Sie sich den fertigen Film ansehen, wenn er im Fernsehen läuft?

Link: Ich kenne ihn ja bereits. Ob ich ihn mir dann noch einmal ansehe, entscheide ich fünf Minuten vorher. Manchmal bin ich dazu einfach zu nervös.

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