Charlize Theron: „Wir sind doch alle Menschen“

Interview: Charlize Theron, die an der Seite von Will Smith in „Hancock“ spielt, über Superhelden und Prominente.

Berlin. Seit ihrem Oscargewinn für "Monster" zählt Charlize Theron zweifelsohne zu Hollywoods erster Schauspielgarde. Die 32-jährige geborene Südafrikanerin steht den Mechanismen der Branche mit zunehmender Prominenz immer kritischer gegenüber. Wieso sie trotzdem Blockbuster wie "Hancock" dreht und was für einen Stellenwert Geld hat, erklärte sie uns.

Mrs. Theron, Ihr neuester Film "Hancock" beschäftigt sich ausgiebig mit den übernatürlichen Kräften von Superhelden. Was ist Ihre größte Schwachstelle?

Theron: Essen! Dafür würde ich alles tun. Ich liebe eine gute Mahlzeit! Sie werden mir vielleicht nicht glauben, aber wenn ich unterwegs bin, lege ich meinen Terminplan immer so, dass ich Zeit für ausgiebige Restaurantbesuche habe. Sobald ich weiß, wie lange ich in einer Stadt bin, mache ich mir Listen mit den besten Gourmettempeln der Stadt.

Haben Sie sich schon einmal ansatzweise wie eine Superheldin gefühlt? Wie jemand, der anderen überlegen ist?

Theron: Prominenz ist in unserer Gesellschaft zu einer Art Modeerscheinung geworden, in deren Rahmen wir Menschen hochjubeln und danach wieder herunterschreiben. Zuerst wird so getan, als wären Stars Superhelden und keine wirklichen Menschen, bis man sie schließlich in eine peinliche Situation bringt und sie fix und fertig macht. Dabei sind wir doch alle Menschen!

Trotzdem verläuft Ihr Leben alles andere als normal, oder nicht?

Theron: Natürlich ist mein Leben alles andere als normal. Aber das ändert nichts daran, dass auch ich nur ein Mensch bin. Der einzige Unterschied ist, dass ich in den Genuss von Luxushotels und Erste-Klasse-Flügen komme. Aber ich weiß diesen Luxus sehr zu schätzen und fühle mich in Momenten auch regelrecht unwohl, in denen ich eine Form der Hierarchie zu spüren bekomme.

Trotzdem noch nie durchgedreht?

Theron: Nein, aber ich hatte schon seltsame Momente, in denen ich mir selbst an den Kopf fassen musste. Ich erinnere mich noch, als ich im Alter von 19 Jahren zum ersten Mal erster Klasse nach Europa flog und im Ritz Carlton wohnen durfte. Nicht viele Mädchen dieses Alters dürfen diese Erfahrung machen. Aber das ist ja nicht das, was letztlich zählt.

Sie scheinen eine gesunde Einstellung zu Ihrem Beruf zu haben. Kann Geld trotzdem korrumpieren?

Theron: Es ist schwierig für mich, über Geld zu sprechen. Natürlich wäre es in meiner Situation einfach zu sagen, dass Geld gar nicht so wichtig ist. Aber eine Großfamilie, die weniger Geld hat als ich, würde dann natürlich zu Recht kontern, dass ich auch nicht sechs Kinder füttern, Rechnungen bezahlen und jeden Tag ums Überleben kämpfen muss. Ich kann nur sagen, dass ich mein Geld nicht als Selbstverständlichkeit sehe. Und ich habe in den letzten Jahren realisiert, dass man nur eine bestimmte Summe Geld braucht, um gut leben zu können. Mit Kleidern ist es dasselbe. Ich bekomme viel geschenkt, aber anziehen kann ich es trotzdem nicht alles. Daher überlege ich mir verstärkt, was ich in meinem Leben nicht mehr brauche und wie ich es der Gesellschaft zurückgeben kann.

Haben Sie für sich schon eine Antwort auf die Frage gefunden?

Theron: Ja. Da ich aus Afrika komme und mir das Gefälle zwischen meinem gesegneten Leben und den dortigen Umständen ganz gravierend auffällt, habe ich dort das "Charlize Theron Africa Outreach Program" gegründet, das sich um mobile Kliniken in Armutsvierteln kümmert. Wir reisen mit unserer Infrastruktur in die Gebiete, die Hilfe am nötigsten haben. Wenn man dort einem Kind beibringt, wie man einen Computer bedient, kann das Einfluss auf sein ganzes weiteres Leben haben.

Wieso haben Sie vor einiger Zeit die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen?

Theron: Ich habe die Hälfte meines Lebens in Südafrika gewohnt, die andere in den USA. Da mich die Entwicklung Amerikas in den vergangenen acht Jahren sehr frustriert hat, war es mir ein Bedürfnis, selbst dort wählen zu dürfen, auch wenn ich die Umstände bestimmt nicht ändern kann. Dazu kommt, dass ich mich in den USA sehr zuhause fühle und mir dort mein Leben eingerichtet habe. Meine südafrikanische Staatsbürgerschaft würde ich trotzdem niemals aufgeben. Das Land ist immerhin die Wurzel meines Wesens.

Freuen Sie sich auf die bevorstehenden US-Wahlen?

Theron: Ja. Unser Land steuert einem historischen Moment entgegen.

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