Brian May: Queen-Gitarrist mit Doktortitel

Brian May, der Mann für filigranen Rock, hat nach 33 Jahren seine Doktorarbeit in Astrophysik beendet.

London. Nach 30 Jahren ist es tatsächlich vollbracht: Brian May, Gitarrist der britischen Rockband Queen, darf sich seit Donnerstag Doktor der Astrophysik nennen. Er selbst kommentiert den Titel für britische Verhältnisse fast euphorisch: "Ich bin sehr erfreut. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für eine Erleichterung das ist."

Vor drei Wochen hatte May seine Doktorarbeit am Imperial College in London eingereicht, vorgestern bestand er die mündliche Prüfung. Die dreistündige Disputatio war für den 60-Jährigen, der seit Jahrzehnten auf der Bühne steht, alles andere als ein Spaziergang: "Da ist immer die Angst, dass sie dich was fragen und du untergehst - aber glücklicherweise haben sie es nicht getan."

Abends feierte der Musiker und Astronom mit Freunden und Professoren im Londoner Hard Rock Café. Offiziell verliehen bekommt er den Titel aber erst im kommenden Mai bei einer Feier in der Royal Albert Hall in London.

May hatte schon 1974 begonnen, an der Arbeit über Astronomie zu schreiben und sie dann für seine Musikkarriere auf Eis gelegt. Erst im vergangenen Jahr hatte der 60-Jährige seine Forschungen wieder aufgenommen, unter anderem auf der kanarischen Insel La Palma. Die 48 000 Wörter lange Doktorarbeit über "Radiale Geschwindigkeiten in Tierkreis-Staubwolken" reichte er vor drei Wochen beim Astrophysiker Paul Nandra ein. Darin erklärt May, dass sich Staubwolken im Sonnensystem in die gleiche Richtung bewegen wie die Planeten.

Nicht nur die Doktorarbeit zieht sich lange durch Mays Leben. Es gibt auch andere rote Fäden von beträchtlicher Länge. So bastelte er als 16-Jähriger zusammen mit seinem Vater Harold, einem Elektronik-Ingenieur beim britischen Verteidigungsministerium, aus einem 100 Jahre alten Stück Holz eine E-Gitarre: Die "Red Special" - und genau die prägte später den typischen "singenden" Gitarrenklang von Queen. 1968 lernte er Freddie Mercury kennen, Ende 1970 gründeten sie mit Roger Taylor und John Deacon die Rockband Queen, die in dieser Besetzung bis zu Mercurys Tod im November 1991 bestehen blieb. Dort kümmerte sich May, der sich das Gitarrespielen selbst beigebracht hatte, um so viele Bereiche, dass die Doktorarbeit ins Hintertreffen geraten musste.

Neben Mercury war er der Hauptsongschreiber. Auf seiner selbst gebauten Gitarre, die er mit filigraner Fingertechnik bespielte, erzeugte er bis 1981 alle Klangeffekte, für die andere Bands auf Synthesizer oder Blechblasinstrumente zurückgriffen. Bei Studioaufnahmen spielte er auch Klavier, Ukulele und Harfe.

Im Gegensatz zu anderen Bandmitgliedern gilt Brian May als ziemlich ruhiger Vertreter. Jedenfalls sind von ihm keine Eskapaden im Zusammenhang mit Sex und Drogen bekannt. Außerdem ist er Vegetarier und raucht auch längst nicht mehr.

Persönliches Brian Harold May wurde am 19. Juli 1947 im englischen Hampton geboren. Aus der Ehe mit Chrissy Mullen hat er drei Kinder. Seit 2000 ist May mit der Schauspielerin Anita Dobson verheiratet.

Berufliches May schloss die Schule mit sehr guten Noten ab und studierte von 1965 an Physik und Astronomie in London. Nach dem Diplom kam er mit seiner Doktorarbeit jedoch nicht zum Ende, weil ihm die Gruppe "Queen" keine Zeit mehr dafür ließ. Erst jetzt schloss er seine Promotion zum Thema "Radiale Geschwindigkeiten in Tierkreis-Staubwolken" ab.

Sachbuch Zuletzt veröffentlichte er mit Patrick Moore und Chris Lintott das Buch: "Bang! Die ganze Geschichte des Universums" (auf Deutsch im Franckh-Kosmos-Verlag, 2007)

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