Bill Murray: Keine Allüren, aber viele Marotten

Porträt; Bill Murray ist ein liebenswerter Sonderling – privat und in seinen Rollen. Am Dienstag wird der Schauspieler 60 Jahre alt.

Los Angeles. Es war ein spannendes Rennen in der Oscar- Nacht 2004 zwischen den Hollywood-Außenseitern Sean Penn und Bill Murray. Am Ende nahm Penn für seine Rolle in Clint Eastwoods Gesellschaftsdrama "Mystic River" seinen ersten Oscar entgegen, Murray musste sich mit einem Golden Globe trösten, den er wenige Wochen zuvor für "Lost in Translation" gewonnen hatte.

Einen Sonder-Oscar hätte Murray ganz bestimmt dafür verdient, wie er ohne eine Miene zu verziehen mit stoischem Narbengesicht und trockenem Humor ein ganzes Kino zum Lachen bringt. Am Dienstag wird er 60 Jahre alt.

Murray wurde vor allem bekannt als Geisterjäger in "Ghostbusters" und egomanischer TV-Meteorologe in "Und täglich grüßt das Murmeltier". Es dauerte eine Weile, bis Hollywood ihm Rollen gab, die nicht nur zum Lachen waren.

So sonderlich wie seine Film-Charaktere ist Murray auch selbst, zumindest gemessen an den üblichen Umgangsformen in Hollywood. Er hat keinen Manager, keinen Sprecher, keine Handy-Mailbox, auf der man Rollenangebote und Fragen hinterlassen kann. Er reist ohne Assistent, verzichtet auf eine Schar von Mitarbeitern.

Er taucht auf, wenn es ihm passt, und das kommt selten vor. "Ich weiß nicht, wo er heute ist", sagte sein Co-Star Robert Duvall Anfang August beim Interview mit "Time Magazine" über den gemeinsamen neuen Film "Get Low". Von Murray keine Spur. Auch die Hollywood-Premiere am Abend zuvor ging ohne den Star über die Bühne.

Drehbücher lässt sich der scheue Star an sein Postfach schicken. Wenn man Glück hat, taucht Murray irgendwann auf. Sofia Coppola etwa musste ihren berühmten Vater Francis Ford Coppola einspannen, um Murray zu finden und ihn dann für ihr "Lost in Translation"-Verfilmung zu gewinnen.

Die Rolle des alternden Filmstars, der in Tokio einen Whiskey-Werbespot dreht, hatte sie Murray auf den Leib geschrieben. Scarlett Johansson spielte die einsame Ehefrau eines viel beschäftigten Fotografen, die dem Schauspieler immer wieder über den Weg läuft.

Als Student schrieb er sich für Medizin ein, sprang aber wieder ab, nachdem er mit Marihuana erwischt und kurz festgenommen wurde. Sein komisches Talent testete er anfangs in einer Radioshow, dann bei der legendären NBC-Comedy-Show "Saturday Night Live".

Sein Privatleben hält Murray am liebsten unter Verschluss, nicht immer mit Erfolg. Jennifer Butler Murray, mit der er zehn Jahren verheiratet war und vier Kinder hat, reichte 2008 die Scheidung ein. Sie hatte ihrem Gatten unter anderem Ehebruch und Drogenabhängigkeit vorgeworfen. Murrays erste Ehe mit Margaret Kelly ging nach 13 Jahren in die Brüche. Mit ihr hat er zwei Kinder.

20 Jahre nach "Ghostbusters2" könnte Murray mit seinen Co-Stars Dan Aykroyd und Harold Ramis noch einmal auf Geisterjagd gehen. Schon im vorigen Winter ging die Nachricht durch Hollywood, dass die dritte Folge des alten Kultfilm in Arbeit seit. Kein Wort bislang, ob Murray selbst dabei ist.

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