Autorin Maria W. Peter: Ihre Heldin heißt Invita

porträt Maria W. Peter arbeitet als Lehrerin an einem Gymnasium in Königswinter. Ihre Leidenschaft gilt aber den historischen Krimis, die sie mit Erfolg schreibt.

Die Freundinnen schwärmen für Milli Vanilli. Ihr Herz aber schlägt für Spartacus. Sie gehen gerade ihrem Ende entgegen, die 80er-Jahre. Und im neuen Musikfernsehen zappelt eben jenes Disco-Popduo, von dem Maria W. Peter so gar nichts wissen will.

Sie ist irgendwie anders als die anderen Jugendlichen. Sie liebt Latein, büffelt Vokabeln, schmökert in Sagenschinken und zieht Sandalen-Filme jeder Teenie-Schnulze vor. Aber, nein, als Außenseiterin gilt die zwölfjährige Saarländerin nicht. "Meine Klassenkameraden fanden es eigentlich cool, dass ich so freakig war", sagt Peter heute.

Seit knapp drei Jahren lebt die gebürtige Neunkirchnerin in Sankt Augustin bei Bonn. Und als Schriftstellerin ist die 32 Jahre alte Studienrätin wohl auf dem besten Weg zur Bestseller-Autorin: Soeben erschienen ist ihr historischer Krimi "Die Legion des Raben", dem im September 2007 der Debütroman "Fortunas Rache" vorausgegangen ist. Die Startauflage beider Werke beziffert der Lübbe-Verlag mit stolzen 20000 Exemplaren. Die Verkaufszahlen indes bleiben ein Geheimnis.

Im Mittelpunkt beider Bücher steht Invita, eine 17 Jahre alte Sklavin. Man schreibt das Jahr 260 nach Christus. Doch nicht Rom, sondern das heutige Deutschland ist Schauplatz der Geschichte(n) - Treveris, das heutige Trier, um genau zu sein. Damals ist dieses freilich fest in der Hand der römischen Staatsmacht. "Aber genau dort liegt die Herkunft unserer Identität", erläutert die Autorin.

Für sie ist die Frage nach der eigenen Herkunft eine der wichtigsten überhaupt. Ein Aufenthalt in den USA hat ihr dies mehr als deutlich vor Augen geführt. "In Amerika fühlte ich mich völlig entwurzelt", sagt Maria W. Peter, die zunächst an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und an der Université de Metz in Frankreich Sprachen, Literaturwissenschaft, Alte Geschichte und Klassische Archäologie studiert, bevor sie als Journalistik-Stipendiatin nach Columbia im Bundesstaat Missouri wechselt. Geschrieben hat sie zuvor für deutsche Magazine und Tageszeitungen.

"Als mein Aufenthalt in den Staaten zu Ende war, bin ich erst mal nach Trier gefahren." Da habe sie endlich wieder ganz tief eintauchen können in eben jene Zeit, die sie so sehr fasziniert: die Antike.

Bereits mit 13 unternimmt Maria W. Peter erste literarische Gehversuche, während sie die wenigen historischen Romane verschlingt, die zu jener Zeit auf dem Markt sind.

"In meiner ersten Geschichte ging es um eine keltische Sklavin, die einem Senatorensohn das Leben gerettet hat", blickt Peter zurück und schiebt prompt hinterher: "Natürlich hat der sie sofort geheiratet. Diese Szene hielt ich damals für ungeheuer romantisch, zumal es einen heißen Kuss gab." Das Abenteuer indes endet nach nicht mal 50 Seiten in den Katakomben eines Amphitheaters.

Viele Jahre wird es dauern, bis Peter ihrer Hauptfigur begegnet, der Sklavin Invita ("die Unbeugsame"). "Ich saß am Saarufer, hatte Stift und Block dabei, wollte endlich mit einer Uni-Hausarbeit anfangen." Doch plötzlich, wie auf Zuruf, sei da der entscheidende Satz gewesen: "Modestus ist verschwunden."

Und mit dem Verschwinden jenes Sklaven beginnt schließlich die Arbeit an einer ganzen Krimi-Reihe. Invita, ihre Heldin, lebt im Hause des Statthalters von Treveris, der sie stets mit auf Reisen nimmt. So erfährt Invita Bildung, sie kann lesen und schreiben.

"Wenn man sich in den Buchhandlungen umsieht, stellt man fest, dass es viele historische Romane gibt, die von den Großen und Mächtigen der Geschichte erzählen", erklärt Peter die Wahl ihrer Figur. "Doch mich hat immer schon mehr das Leben der einfachen Menschen interessiert. Denn allein die kleinen Leute haben ihre jeweilige Zeit wirklich geprägt."

Die Autorin recherchiert mit Akribie, feilt penibel an jedem Detail. Mit ihrer Genauigkeit und der Frage nach einem Datum entfacht sie sogar einen Streit unter Universitätsprofessoren. "Natürlich macht man Fehler, wenn man mit historischen Stoffen arbeitet", sagt Peter. "Bewusste Abweichungen würde ich mir allerdings nie erlauben."

Die Lesungen der Studienrätin - sie unterrichtet Englisch, Französisch und Latein an einem Gymnasium in Königswinter - geraten zum Spektakel. Meist gibt es ein Büfett mit römischen Speisen: "Zum Glück sind einige Kochbücher erhalten." Dazu serviert die Schriftstellerin gewürzte Weine, wie sie wohl die Römer tranken.

Ihren Vortrag ergänzt die Forscherin aus Leidenschaft gern mit zünftigen Anekdoten - etwa aus der öffentlichen Latrine, dem wichtigsten Treffpunkt im Alltag der Männer, die dort ihre Geschäfte erledigten - und das nicht nur im übertragenen Wortsinn.

Auch die Herkunft des Ausspruches "Geld stinkt nicht" erklärt sie: "Der geht auf die Urin-Steuer von Kaiser Vespasian, dem Nachfolger Neros, zurück." Urin nämlich war in der Antike ein gefragter Stoff beim Gerben von Leder oder dem Bleichen von Wolle.

Zurzeit schreibt Maria W. Peter an der dritten Episode der Invita-Bücher, vermutlich gegen Ostern wird die Arbeit daran beendet sein. Der Autorenvertrag indes zwingt die Wahl-Rheinländerin zum Schweigen. "Nur so viel darf ich verraten: Schauplatz ist diesmal die Region um Köln und Bonn."

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