Atze Schröder: Ohne Frauen kannst du einpacken

Der Komiker Atze Schröder über Geschmack bei Gags, den Groove der Comedy und seine feministische Ader.

Düsseldorf. Herr Schröder, befürchten Sie nicht, dass manche Ihren Film geschmacklos finden, weil Sie sich darin über den Nationalsozialismus lustig machen?

Atze Schröder: Gute Comedy muss auch polarisieren. Wenn sie allen gefällt, stimmt irgendetwas nicht. Beinahe alles, was öffentlich gemacht wird, führt zu Meinungsverschiedenheiten. Auch bei Sängern wie Xavier Naidoo, den ich sehr liebe, gibt es Menschen, die sofort das Radio ausschalten. Atze Schröder hat schon immer die Meinungen gespalten. Bei diesem Film wird es nicht anders sein.

Lachen Sie über Ihre eigenen Witze, wenn Sie sich Ihre Filme oder Ihre Comedy-Serie ansehen?

Schröder: Prinzipiell kann ich mich eigentlich gar nicht auf der Mattscheibe sehen. Furchtbar! Die alten Folgen von "Alles Atze", zu denen ich inzwischen genug Abstand habe, finde ich allerdings - ganz unbescheiden gesagt - wirklich witzig. Ich entdecke im Nachhinein auch Sprüche, die ich längst vergessen hatte, die aber längst geflügelte Worte in meinem Alltag geworden sind.

Kann man das richtige Timing für Gags lernen?

Schröder: Das Timing funktioniert so ähnlich wie bei der Musik. Ich kann da mitreden, weil ich selbst Schlagzeuger bin. Comedy ist auch Rhythmus - das spüre ich auf der Bühne deutlich. Ein gutes Programm muss ordentlich grooven. Je öfter ich Sketche spiele, desto mehr Spaß machen sie. Sie werden mit der Zeit zu richtigen Rock’n’Roll- Nummern, die man spielt wie ein Drummer.

Wie wichtig sind Sonnenbrille und auftoupierte Locken für Atze Schröder?

Schröder: Mittlerweile eher unwichtig. Ich finde einfach, dass es fabelhaft aussieht. Ich bewundere es, wenn Komiker in verschiedene Rollen schlüpfen können. Aber ich bin froh, dass ich mit diesem einen Outfit zurecht komme. Ich sehe das wie ein guter Musiker: Nehmen Sie den Pianisten Alfred Brendel, der 5000 Mal Mozart spielt und dabei immer besser wird.

Jetzt mal im Ernst: Sind die Haare echt?

Schröder: Das würde ich immer unterschreiben.

Sie haben sich selbst einmal als "feministischer Macho" bezeichnet. Was darf man sich darunter vorstellen?

Schröder: Ich bin tatsächlich in einem Frauenhaushalt groß geworden: mit meiner Oma, meiner Mutter und meiner Schwester. Sie sind alle drei beinharte Feministinnen. Davon bin ich ziemlich stark geprägt worden. Man merkt es, wenn Männer Schwestern haben, weil sie Frauen anders begegnen. Freunde, die in einem männlichen Umfeld aufgewachsen sind, wissen mit den Worten von Frauen nicht richtig umzugehen.

Als Mann, der die Frauen kennt, weiß ich, dass man Frauen nie wortwörtlich verstehen darf. Ich bin durch meine Herkunft zwar Feminist, versuche aber trotzdem auch ein Mann zu sein. Wenn ich nämlich nur Verständnis hätte, könnte ich mich gleich umoperieren lassen.

Wie kommen Sie als Komiker bei Frauen an?

Schröder: Wer als Komiker die Frauen nicht erreicht, kann direkt einpacken. Bei meiner letzten Open Air-Show habe ich das Publikum befragt, wer die Karten gekauft hat - es waren zu 90 Prozent die Frauen.

Zu Hause vor dem Fernseher spielt es sich ähnlich ab: Der Mann hat zwar die Fernbedienung in der Hand, aber die Befehlsgewalt haben eigentlich die Frauen.

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