Anneke Kim Sarnau: „Meine Generation treibt Unruhe“

Porträt: Die Ausnahme-Schauspielerin Anneke Kim Sarnau spricht über ihr Lebensgefühl und das Landleben.

Berlin. Der Mann verliert seinen Job und tut sich schrecklich leid. Nicht so seine Frau. Die sucht sich einen eigenen Job, ist tüchtig und hält sich nicht lange mit dem Gedanken auf, eigentlich habe doch der Mann das Geld ins Haus zu bringen. So ähnlich, lässt sich vermuten, würde sich auch ihre Darstellerin Anneke Kim Sarnau verhalten.

Obwohl, sie lacht, "ich meine, schon viel weicher, weiblicher geworden zu sein." Aber für eine Ausnahme-Schauspielerin wollen eben Ausnahme-Rollen gefunden werden. Die sind rar. Solche wie die Analphabetin in Kai Wessels Film "Juls Freundin", das blieb ihre Lieblingsrolle. Oder nun die Claudia in "Mitte 30".

Daran hat sie vor allem beeindruckt, "wie präzise dort meine Generation eingefangen ist. Wir haben alles, alles scheint uns offen zu stehen. Dennoch herrscht eine unglaubliche Unausgeglichenheit und Unruhe vor, keiner scheint sich mit dem, was er hat, zufrieden zu geben. Uns scheint eine ständige Angst vor Stillstand umzutreiben."

Die Ehe im Film geht daran zugrunde, obgleich die Frau schwanger ist. Anneke Kim Sarnau fände es persönlich schöner, wenn die beiden, "irgendwann in Würde auseinander gehen können." Denn fürchterlich sei, wenn von einer Beziehung nur Scherben bleiben.

Sie selbst hat im Kollegen Hinnerk Schönemann den Partner gefunden, lebt mit ihm in Berlin, will aber - ein paar gute Gagen der letzten Zeit machen das möglich - gern hinaus aufs Land ziehen, irgendwo ins Mecklenburgische. Schönemann will das schon lange. Sie hat sich erst an den Gedanken gewöhnen müssen, kann es sich aber inzwischen gut vorstellen: "Einfach Tür, raustreten, in der Natur sein." Und keine Rolle spielen, einfach sie selbst sein.

Persönlich: Anneke Kim Sarnau wurde am 25. Februar 1972 in Elmshorn geboren. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie in Stuttgart. Mit ihrem Partner, dem Schauspieler Hinnerk Schönemann, lebt sie heute in Berlin.

Wichtige Filme: "Ende der Saison" (2000), "Die Hoffnung stirbt zuletzt" (2001), "Ich liebe das Leben" (2003), (2005), "In Sachen Kaminski" (2005), "Prager Botschaft" (2007)

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