Angela Maas: „Wir haben nichts gegen Männer“

Interview: Ab Mittwoch moderiert Angela Maas „FrauTV“. Die ehemalige Partnerin von Frank Plasberg verspricht Themen aus „konsequent weiblichem Blickwinkel“.

Frau Maas, Sie sind Journalistin, und Sie sind eine Frau. Bereiten Sie sich auf ein Frauenmagazin noch extra vor?

Maas: Ich mache mich schlauer bei Themen, mit denen ich mich sonst nicht so intensiv beschäftige - etwa mit dem Wohl und Wehe der Frauenbewegung. Sie ist mittlerweile bei der dritten Welle angekommen: Es gibt junge Frauen, die frauenbewegt sind, aber pragmatisch an die Probleme herangehen und sie mit den Männern lösen wollen, statt sich abzugrenzen. Es hat mich erstaunt, dass 80 Prozent der 18- bis 29-jährigen Frauen sagen, eine Gleichberechtigung sei längst nicht erreicht. Das zeigt, dass sie sehr wohl politisch denken.

Was kann ein Magazin wie "Frau TV" heute leisten?

Maas: Es möchte Geschichten aus der Sicht von Frauen erzählen, aber nicht nur für Frauen - ein Drittel unserer Zuschauer sind Männer. "Frau TV" klingt nach Nische und Exklusivität, aber das ist gar nicht so gemeint.

Wäre es denn falsch, für eine halbe Stunde in der Woche eine Sendung nur für Frauen zu machen?

Maas: Das wäre nicht meine Sendung, denn ich lebe nicht nur mit Frauen. Wir haben in der Redaktion nichts gegen Männer. Wir haben auch Männer als Autoren. Dennoch bleibt der Blick konsequent weiblich: Wenn es der Sendung heute unter anderem um die Angst von Frauen in der U-Bahn geht, weiß jede Zuschauerin sofort, was gemeint ist. Männer und Frauen sind nun mal unterschiedlich - wie schön, wie spannend, wie kompliziert!

Bei einem Themenkreis können Sie sicher jede Menge Praxiserfahrung zur Sendung beitragen, nämlich als berufstätige Mutter. Wie haben Sie das in Ihrer Familie organisiert?

Maas: Es war anstrengend, aber ich habe auch Glück gehabt: Als freie Mitarbeiterin beim WDR war ich nicht dauernd eingespannt, und ich hatte Unterstützung zuhause - das ließ sich ganz gut kombinieren. Der positive Nebeneffekt: Unsere Kinder sind ausgesprochen selbständig, denn sie mussten sich früh selbst organisieren.

Zusätzlich kümmern Sie sich seit 2000 beim Kölner Lese-Festival LitCologne um den Bereich Kinder- und Jugendbücher. Wie ist es dazu gekommen?

Maas: Ich wollte mir damals ein zweites Standbein aufbauen - als freie Mitarbeiterin weiß man ja nie, was noch kommt. Deshalb finde ich es jetzt auch toll, dass man mit 49 Jahren nicht vom Schirm genommen wird, sondern solch ein Magazin bekommt. Es ist ein sehr positives Signal, dass es nicht immer nur um "jung, jung, jung" geht, sondern dass es auch mitten im Leben prima sein kann. Um zur LitCologne zurückzukommen: Ich bin schlicht gefragt worden.

Was sind für Sie die Highlights bei dem Festival?

Maas: Ich freue mich natürlich, dass wir in diesem Jahr 55 Veranstaltungen aus dem Bereich Kinder- und Jugendbuch hatten. Es ist eine tolle Erfahrung, wenn 200 Sechsjährige mucksmäuschenstill da sitzen, während Ilja Richter von Bruno dem Bären erzählt. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass die Kinder gar nicht so materialistisch sind, wie immer behauptet wird. Das Erlebnis reicht ihnen, da müssen wir nicht auch noch Sachen zum Mitnehmen hinlegen.

Beruf Die promovierte Historikerin begann ihre TV-Karriere beim ORF, wechselte später in die Redaktion der "Aktuellen Stunde" (WDR). Bei "FrauTV" löst sie Lisa Ortgies ab, die als Chefredakteurin zur "Emma" wechselte.

Privat Angela Maas ist mit Frank Plasberg ("Hart aber fair") verheiratet und hat zwei Kinder. Seit einigen Monaten leben sie getrennt.

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