Alexandra Schiess: Mode wie ein Überraschungs-Ei

Die Krefelderin Alexandra Schiess erobert mit ihren wandlungsfähigen Kleidungsstücken die Modebranche.

Krefeld/Düsseldorf. Die Designerin möge mir verzeihen. Aber das Kleidungsstück, das sie mir auf einem Bügel entgegenhält, erinnert beim allerersten und flüchtigen Blick an einen Kleidersack. Doch dann geschieht das kreative Wunder: Nach zwei, drei Handgriffen präsentiert sich Alexandra Schiess in einer raffinierten langen Weste. Dann schlingt sie das schwarze Kleidungsstück anders um sich herum und trägt plötzlich eine kurze Jacke.

Dort tüftelt sie mitunter monatelang an ihren Entwürfen. Ein Paradebeispiel dafür ist der Mantel, den man zu einem Kostüm auseinander knöpfen kann, wobei der Rock auch als Hose zu tragen ist. Mit ihren wandlungsfähigen Stücken hat sie eine Nische erobert: "Das hat etwas von Überraschungs-Ei - die Kunden spielen damit weiter."

Ihre ebenso ausgefallenen wie hochwertigen Modelle finden auch Anklang bei den Experten. Die Düsseldorfer Modemesse Igedo förderte sie 2005 und 2006 als einzige deutsche Nachwuchsdesignerin jeweils für ein Jahr, das heißt die Show, der Stand und die PR auf der Messe wurden finanziert. "Das hat einen absoluten Startschuss gegeben", begeistert sich Schiess. Vorher verkaufte sie ihre Modelle um Düsseldorf und Krefeld herum, mittlerweile deutschlandweit. Auf der Igedo ist sie jetzt immer vertreten, es laufen auch Gespräche für die Prêt-à-Porter-Schauen in Paris.

Damit nichts von Schnitt und Funktion ablenkt, beschränkt Schiess sich auf die Farben Weiß und Schwarz, nur gelegentlich darf es mal Grau oder zartes Rosa sein. Bei allen spielerischen Möglichkeiten strömen ihre Entwürfe Schlichtheit aus. Schließlich mag sie keine "Brezel-Mode" - Sachen, in denen man feingemacht aussieht. Alexandra Schiess hält ihre Kollektionen bewusst klein: 20 bis 25 Kleidungsstücke entwirft sie pro Saison, "manch anderer hat 250 Teile".

Auch die Auflage der einzelnen Stücke, die von Schneiderinnen in Krefeld genäht werden, ist überschaubar: Von einem Rock werden höchstens 25 Stück gefertigt. Da sie auch ihre Stoffe nur aus Europa bezieht, hat all das seinen Preis. Ein Oberteil kostet 180 bis 200 Euro, ein Rock 400 bis 600 Euro, der Mantel 1500 Euro.

"Noch gelte ich als Jungdesignerin", sagt die 35-Jährige. Von ihrem Label kann sie aber schon leben: "Als Künstlerin entwickelt man gewisse Fertigkeiten, auch mit nicht ganz so viel zurechtzukommen." Selbstverständlich soll ihre Marke weiterwachsen, "aber es soll überschaubar und fern von jeder Massenproduktion bleiben. Meine Mode soll Ruhe und Qualität ausstrahlen."

Winterkollektion Alexandra Schiess zeigt ihre jüngsten Modelle morgen in Krefeld. Mit ihr zusammen stellen der Kunstschreiner Dirk Lange und die Malerin Sabine Brüning aus. Die Veranstaltung beginnt um 18Uhr in der Galerie Dirk Lange, Leutefeldstraße 25.

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