Albert Speer junior: Visionär trotz Schatten des Vaters

Albert Speer junior (77) ist Architekt und Städteplaner — wie sein Vater. Der entwarf Hitlers Monumentalbauten.

Frankfurt. Er entwirft ganze Städte in China, Nigeria und Saudi-Arabien und stellt Masterpläne für Köln und Frankfurt auf. Sein Büro in Frankfurt hat mittlerweile mehr als 120 Mitarbeiter und weltweit gilt er als einer der gefragtesten Experten in Sachen Megastädte.

Mit 77 Jahren kann Albert Speer junior auf eine steile Karriere zurückblicken. Und doch wird er die Schatten der Vergangenheit nie ganz los werden.

Speers Vater war zur NS-Zeit Generalbauinspektor und später Reichsminister für Bewaffnung. Im Nürnberger Prozess wurde er wegen seiner Kriegsverbrechen schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Fragen nach ihm beantwortet Speer junior nur ungern. „Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, mich von meinem Vater abzugrenzen“, sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. An die Besuche Hitlers bei den Speers zu Hause kann er sich noch erinnern. „Aus der Kinderperspektive war Hitler ein netter Onkel.“

Da Speer, der durch die Inhaftierung seines Vaters hauptsächlich bei seiner Mutter aufwuchs, als Kind stark stotterte, hatte er in der Schule große Probleme und brach sie schließlich ab. Sein Abitur holte er später auf dem Abendgymnasium nach. Danach begann er sein Architektur-Studium in München. Das hatte in seiner Familie Tradition — neben dem Vater studierten auch Groß- und Urgroßvater Architektur.

Nach dem Studium ging es schnell bergauf: Speer gründete ein Büro für Stadt- und Regionalplanung in Frankfurt und gewann erste Preise. Das Stottern überwand er, indem er einfach drauflos redete: „Man darf Probleme nicht umgehen, man muss sich richtig reinsetzen.“

Von da an war er viel im Ausland unterwegs, realisierte Projekte in Nordafrika sowie China und beriet die algerische Regierung. Für ihn sei es kein Problem, in nichtdemokratischen Ländern zu arbeiten, erklärte er in einem Interview. „Wir helfen, das Umfeld von Menschen zu verbessern. Politik machen wir nicht.“

1984 gründete Speer das Büro A&P in Frankfurt. Dort wird an Städtebau-Projekten auf der ganzen Welt gearbeitet. So entwarf das Büro den Plan einer Autostadt in Shanghai und den einer Öko-Stadt in Changchun (China). 2009 saß Speer in der Jury zum städtebaulichen Wettbewerb für den Bau des Kö-Bogens in Düsseldorf.

Aus dem operativen Geschäft hat sich der 77-Jährige mittlerweile zwar zurückgezogen, als Kreativ-Direktor ist er aber an den Projekten weiterhin maßgeblich beteiligt. Sein großes berufliches Ziel ist es, umweltgerechtere, nachhaltigere Städte zu bauen.

Ein Vorteil sei es für ihn nicht gewesen, Sohn von Albert Speer zu sein. Ein Nachteil jedoch auch nicht: „Sicher war es wichtig für mich, dass ich mich immer von diesem Vater emanzipieren wollte, ja musste. In jeder Form.“

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